Nach den etlichen merkwürdigen Lobeshymnen mal einige kritische Punkte zum „Werk“ von Stadler. Aufgrund des Erscheinungsjahres (2000) hätte man eine vernünftige Recherche mit richtigen Angaben erwarten können. Viele Namen zu den Erstbeschreibungen läßt der Autor einfach weg. Artbezeichnungen sind falsch. Etliche angegebene Körperlängen sind maßlos überzogen. Man sieht dem Buch an daß viele Falschinformationen aus anderen Büchern abgeschrieben wurden, ohne den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Anscheinend hat sich Stadler das Ziel gesetzt „jede Seite ein Fehler“. Im Durchschnitt hat er diese Quote bei weitem übertroffen.
Bei der Auflistung beschränke ich mich auf den Artenteil:
Seite 44: Aphonopelma seemanni (nicht seemani): Beschrieben von (F.O.P. Cambridgei) – Diese Art wurde nach der Erstbeschreibung in eine andere Gattung gestellt, deswegen ist der Name des Erstbeschreibenden in Klammern zu setzen.
Seite 46: Avicularia magdalena: Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Art um A. aurantiaca, welche Anfang der 90er von Ian Wallace unter dieser Bezeichnung importiert wurde. Erstbeschreibung durch BAUER 1996. Demzufolge „wundert“ sich Stadler auch über fehlende Neuimporte.
Seite 47: Avicularia metallica: Durchzieht nach Stadler ein grosses Gebiet. Damit wäre die erste Wanderspinne entdeckt.
Seite 50: Avicularia versicolor: Auch hier gehört Walckenaer in Klammern gesetzt. Stadler findet eine LF von 75-85% in Ordnung, weißt aber gleichzeitig auf die Gefahr der Staunässe hin ohne näher auf die Vermeidung (bei der empfohlenen LF) einzugehen.
Seite 51: Brachypelma albopilosum: Hier „vergisst“ Stadler mal eben den Namen des Erstbeschreibers – Valerio, 1980 – mit anzugeben.
Seite 55: Brachypelma emilia: Auch hier gehört der Name in Klammern.
Seite 56: Brachypelma mesomelas: Wurde bereits 1991 zu Megaphobema gestellt. Für ein Buch mit Copyright 2000 ein Armutszeugnis. Als max. Körperlänge gibt der Autor 6cm an, schreibt aber von einem eigenen 7cm grossen Tier.
Seite 58: Brachypelma smithi: Beschreibender (wieder mal) in Klammern zu setzen. Überhaupt scheint Stadler ein Problem mit seinen Maßangaben zu haben. 9cm für eine B. smithi ist reichlich übertrieben. Weiter schreibt er daß man zur Zucht mehrere mind. 5 Jahre alte Weibchen und 2 Männchen benötigt. Ich frage mich warum es nicht auch mit einem Weib und einem Bock gehen soll.
Seite 59: Brachypelma vagans: Klammern.
Seite 61: Ceratogyrus darlingi (nicht Ceratogyras):
Seite 62: Chromatopelma cyaneopubescens: Klammern.
Seite 63: Citharischius crawshayi (nicht Citharischus):
Seite 64: Crypsidromus zebratus: Wurde bereits 1981 zu Metriopelma gestellt (M. zebratum). Stadler schreibt auch was von der Ähnlichkeit zu Cyclosternum fasciatum (nicht fasciata), geht aber nicht auf die Unterscheidungsmerkmale ein.
Seite 66: Ephebopus murinus: Nach Stadler durch Korsch (wenn dann Karsch), 1880 beschrieben. Richtig wäre (Walckenaer, 1837).
Seite 67: Eurypelma caniceps: Die Gattung Eurypelma ist seit 1985 nicht mehr existent = Aphonopelma caniceps. Name des Erstbeschreibers fehlt. Die Art wurde aus Mexiko beschrieben (nach Stadler Texas).
Seite 69: Grammostola pulchra (nicht Gramostola): Er schreibt dass sich 12-14 Wochen nach der Kopulation 300 – 500 Jungspinnen im Terrarium befinden. Vielleicht hätte er besser 12-14 Wochen nach dem Kokonbau schreiben sollen.
Seite 70: Grammostola rosea (nicht Gramostola): Klammern! Nach Stadler ähnelt G. rosea G. spatulata. Was nicht weiter verwundert, weil G. spatulata (wie auch G. cala) ein Synonym für G. rosea ist. Er gibt Nachtemperaturen von 25-26°C an. Welche an den Ausläufern der Anden (Herkunftsgebiet der Art) nie erreicht werden. Wohl mit ein Grund für die vielen Probleme bei der Haltung dieser Art.
Seite 71: Haplopelma lividum (nicht lividus): Erstbeschreiber Smith, 1996 nicht Abraham, 1924 (Abraham hat Lampropelma violaceopes beschrieben. Wahrscheinlich hat Stadler zu oft im Klaas nachgeschaut).
Seite 74: Lasiodora klugi (nicht Lasidora): Klammern! Erstbeschreiber (C.L. Koch, 1841) und nicht Koch, 1842 (nach Stadler).
Seite 77: Megaphobema robustum (nicht robustus): Klammern! Wenn Stadler diese Art leicht mit B. boehmei verwechselt sieht, sollte er mal genauer hinschauen. Alleine der Körperbau ist schon sehr unterschiedlich.
Seite: 78: Ornithoctonus pococki: Was Stadler mit der Art meint bleibt wohl sein ewiges Geheimnis. Diese Art ist nie beschrieben worden. Wahrscheinlich ist er, wie bei Avicularia magdalena, auf die Zoohandelsbezeichnungen reingefallen.
Seite 82: Paraphysa manicata (scrofa): Hier gibt Stadler sicherheitshalber gleich zwei Artbezeichnungen an. P. scrofa wäre zwar die Richtige (P. manicata ist ein Synonym für P. scrofa), nur handelt es sich bei der abgebildeten Art keinesfalls um eine P. scrofa. Erstbeschreiber fehlt (mal wieder).
Seite 83: Poecilotheria ornata: Hier schießt Stadler den Vogel ab und vergibt 10cm Körperlänge an diese Art. Zusätzlich stattet er P. ornata mit Brennhaaren aus (Bild Seite 84).
Seite 85: Poecilotheria regalis: Wo ist der Erstbeschreiber vermerkt? Auch hier exotische Körperlänge. Temperaturen (bis 33°C) viel zu hoch.
Seite 86: Psalmopoeus cambridgei (nicht campbridgei): 10cm Körperlänge!!! Anscheinend verliert Stadler gegen Ende seines „Werkes“ jeden Bezug zur Realität.
Seite 87: Psalmopoeus irminia: Erstbeschreibung???
Seite 88: Pterinochilus murinus: Erstbeschreibung???
Seite 90: Stromatopelma calceatum (nicht calceata): Erstbeschreiber in Klammern! Körperlänge gibt Stadler mit fantastischen 10cm an. In der Bildunterschrift gibt Stadler an, daß Gebissene unter Schüttelfrost leiden. Wenn das der Fall sein sollte, liegt das sicher nicht am Biß, sondern an der Zimmertemperatur. Krämpfe wäre die glücklichere Bezeichnung.
Seite 91: Theraphosa blondi (nicht leblondi): Klammern!!! Die Körpermaße werden immer besser: 14cm!
Seite 93: Xenesthis immanis (nicht Xenestis): Ausserer in Klammern! Außerdem gibt er das Jahr der Erstbeschreibung mit 1891 an (Richtig ist 1875.
Das ist nur ein kleiner Teil der Fehler in diesem „Buch“, welches kaum Beachtung finden sollte.
Zusätzlich sind einige sehr merkwürdige bis gefährliche Haltungsbeschreibungen aufgeführt, welche nichts mit naturnaher Haltung zu tun haben. Im allgemeinen Teil befinden sich neben etlichen sachlichen auch viele Rechtschreibfehler (ein vernünftiger Lektor wäre hier wünschenswert gewesen).
Fazit: Schade um das Papier.