Hallo!
Habe mir auf der letzten Berliner Börse eine Dose Gelbaugengrillen geholt, sie waren mit herkömmlichen "Schwarzaugengrillen" in einer Dose.
Zu Weiterzuchtzwecken habe ich die Gelbaugen separiert, und hatte also 19 Tiere.
Nachdem ich mich durchgegoogelt habe, pflichte ich der Theorie, daß es Hybriden mit Steppengrillen sind (also Zweifleck x Steppengrille) durchaus bei, da die meisten Tiere ein absolut intermediäres (und hübsches) Aussehen aufweisen, wie ja auch schon Bugs International sagt. Wirklich Zweifleckgrillenartig sahen nur drei Weibchen aus, also schwarz, gelbe Punkte am Flügelansatz...
Ich meine, die Angabe, daß die Tiere blind sind, stimmt durchaus. Ich konnte mich ungezwungen in der Nähe der Grillen bewegen, sie flohen nicht (habe sie in einer Rotho- Box), die Weibchen legten weiter ihre Eier ab, allerdings gleichen sie das mangelnde Sehvermögen durch ungemein sensiblen Erschütterungssinn wieder aus. Eine leichte Erschütterung in meterweiter Entfernung der Box, und es wird geflüchtet, was das Zeug hält.
Die Männchen zirpen auch nicht so trillerpfeifenartig wie Zweifleckgrillen, sondern zwar lautstark, aber eher in Steppengrillenrhythmus, was auch auf Hybridnatur der Tiere hinweisen könnte.
Auffallend ist aber das Verhalten der Weibchen, nachdem sie adult wurden.
Man sagt ja, und liest allgemein, etwa zwei Wochen nach dem Adultwerden fangen sie mit dem Eierlegen an...
Nun habe ich ein individuell kenntliches Weibchen (Flügel auf der rechten Seite fehlen seit subadult), das bereits eine knappe Woche nach der Adulthäutung in der Legedose saß und abstach. Ob fertil, wird sich zeigen.
Das auffallendste aber ist folgendes: Die adulten Weiber sind unglaublich fluglustig!
Ich weiß nicht, ob es an der momentan warmen Temperation liegt, und die Tiere so Optimaltemperatur haben, jedenfalls, sowie es in der Nacht halb Eins ist, versuchen einige Weiber entschlossen, zu entfliegen.
Sie entfalten dazu, noch unter die Deckflügel gelegt, die "Flugflügel" und laufen zunehmend unruhig umher, bemüht, einen möglichst hohen Punkt zu finden. Dort sieht man sie dann richtig zittern, oder "pumpen", wie man es von Maikäfern oder Hummeln kennt, die sich flugbereit machen, und beginnen dann, blitzeschnell mit den Fühlern zu wedeln, springen ab, entfalten die Flügel...
Fliegen können sie auch. Ich habe eines der Weiber testhalber rausgenommen, sie kletterte wie ein Marienkäfer auf den gereckten Finger, wedelte wieder so hektisch mit den Fühlern, sprang entfaltender Flügel in die Höhe und brummte ab. Brummte wirklich, wie ein Mai- oder Rosenkäfer, und flog richtig schnell, hoch und gut. Niemals in meinen nun sieben Jahren Spinnenhaltung und Grillenverfütterung habe ich derartig flugfreudige Grillen erlebt, selbst in warmen Hochsommern, und werte diese Fluglust daher als Merkmal dieser Gelbaugengrillen.
Aus diesem Grund, und weil der Fred ja schon an die zwei Jahre alt ist, möchte ich gerne anfragen, ob inzwischen jemand weitere und tiefere Erfahrungen mit diesen Tieren machen konnte, und was er dabei herausfand, würde mich wirklich sehr interessieren.
Grüße, Andreas
PS: Gefressen werden diese Grillen von Spinne wie Gecko gleichermaßen, und zeigten beim Gecko (Leopardgecko) wirklich keinerlei weiteren Fluchtreflex, als der sich anpirschte und zuschlug. Schwarzaugengrillen sind da weit fideler. Die Futtertiereignung ist daher unbeschränkt und problemlos.
Was die Blindheit/ Tierquälerei angeht, so will ich meinen, flugunfähige Fliegen sind in etwa genau so "tierquälerisch", sind aber dennoch gerne akzeptiertes Futter...