Moin,
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Ich werde mich sicher nicht von euch Experten (auch unausgesprochen) als Massenimporteur dahinstellen. Ich habe noch nie ein Tier aus Chile importiert und ich importiere auch nicht alle paar Tage tausende von Tieren. Also etwas den Ball flach halten.
Hab ich nicht, und werd ich nicht. Wenn das so rübergekommen ist, dann bitte ich um Entschuldigung.
Wir reden hier glaub ich alle ein wenig aneinander vorbei. Du hast selber relativ am anfang dieses Threads geschrieben dass wir in
G. rosea eine Baustelle haben. Und erwähnst jetzt gerade wieder den Import aus Chile. Das zeigt ja, das es diese unnötigen Massenimporte durchaus gibt. Wer mit wem weshalb dafür verantwortlich ist, steht im diesem Thread nicht zur Disskusion. Hier wurde nur von einem Anfänger gefragt, was an Wildfängen nun eigentlich so schlimm ist.
Wenn du, oder irgendwer anders, das ein oder andere Pärchen einer bisher im Terrarium eher seltenen Art für die eigene Zucht oder für einen erfolgreichen Züchter importierst spricht meiner Meinung nach nichts dagegen. Selbst wenn es an die hundert Tiere sind, sollte der heimische Bestand dies verkraften. Tut er das nicht, ist es wahrscheinlich eh nicht möglich diese Art, weder in freier Wildbahn noch im Terrarium, langfristig zu erhalten. Bei dieser Zahl an Tieren, sollte es erfahrenen Züchtern durchaus möglich sein, diese Tiere in absehbarer Zeit für die breite Masse zu humanen Preisen zugänglich zu machen. Es gibt soweit ich weiss mehrere Arten, deren europäische Terrarienvertreter allesamt von nur einem Pärchen abstammen. Das ist natürlich der Idealfall. Dies klappt natürlich nicht mit allen Arten. Bei vielen muss u.U. der Bestand regelmässig durch einige Wildfänge "aufgefrischt" werden, bis sich regelmässige Zuchterfolge einstellen.
Diese Praxis hat aber nichts mit den Massenimporten aus Chile gemein. Und noch vor wenigen Jahren waren diese ja in ganz Südamerika gang und gebe. Und das diese den ein oder anderen Bestand gefährden kannst du auch nicht bestreiten, sonst hätten die ganzen Südamerikanischen Staaten (bis auf Chile) ihre Grenzen für unsere Achtebiner noch offen.
Wir müssen also zwischen Wildfang und Wildfang differenzieren! So verstehst du eventuell, dass ich Wildfänge durchaus gut heisse, und gleichzeitig so vehement verurteile.
Ich bin ja wie schon erwähnt angehender Biologe, und wenn ich einem Tierschützer erzähle, was meine Professoren schon alles an Wildtieren zu Forschungszwecken heimlich im Koffer geschmuggelt haben, würde sich denen der Magen umdrehen. Sie sehen aber nicht den damit verbundenen Forschungs-Erfolg, der sich letztlich wieder auf die Tiere auszahlt.
Genauso können sich Wildfänge für die Terrarien-Populationen bezahlt machen, ohne gleichzeitig den heimischen Bestand zu gefährden.
Wenn ich aber höre, das gerade wieder mehrere Tausend Grammostolas aus Chile ihren Weg nach Deutschland gefunden haben, frage ich mich doch wieso? Wer soll die alle kaufen? Ich nicht. Meine Freundin nicht. Kahless nicht. Sterben die alle im Zoofachhandel? Umwahrscheinlich, die wollen ja auch Gewinn machen. Sie werden aber anscheinend gekauft. Wahrscheinlich von Anfängern, die sie im Zoofachhandel sehen, einpacken und eine meist fürchterliche Haltungsempfehlung bekommen.
Diese Spinne hätten sie wahrscheinlich auch von ihrem freundlichen Züchter um die Ecke haben können. Eventuell etwas teurer, vielleicht auch was kleiner, aber dafür mit ausführlichen Erklärungen zur Haltung.
Dafür würde der nicht gefangenen Grammostola der Stress des Einfangens, des Transports, des Aufenthalts im Zoohandel, der wieder neuen Eingwöhnung beim Halter und der eventuell noch schlechten Haltung erspart bleiben.
Wenn ich nun einen Anfänger an der Hand habe der mich nach Wildfängen fragt, würde ich ihm immer immer immer davon abraten. Von den meisten Arten gibt es in Deutschland Nachzuchten zu hauf. Die Wahrscheinlichkeit, dass er ein bisher seltenes Exemplar, zu einem hohen Preis, welches hier bisher kaum nachgezüchtet wurde, und demnach wahrscheinlich auch noch nicht perfekt gehalten wurde, verkommen lässt, oder zumindest nicht verpaart bekommt ist einfach zu hoch. Und demnach für unser Hobby ein Verlust.
Anders gesprochen: Kauft sich ein Anfänger einen Wildfang ist es in der Regel entweder ein unnötig importiertes Tier oder ein für die Zucht durchaus wertvolles Tier das bei einem erfahrenem Züchter besser aufgehoben wäre (ICH bin KEIN erfahrener Züchter!).
Hier wurde von einem "relativen" Neuling gefragt, und ich glaube für ihn wurde die Frage inzwischen auch bestens beantwortet
LG Hajo
Edit: Meine Freundin hat mich grad nochmal auf einen tollen Teufelskreis aufmerksam gemacht!
Warum werden roseas überhaupt importiert? Weil sie gekauft werden!
Warum werden sie gekauft? Weil es große Tiere für kleine Preise gibt, welche für Anfänger interressanter wirken!
Und weil sie gekauft werden, werden sie importiert....