Micha1
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Hallo,
da ich kürzlich für ein "paar Tage" in Spanien unterwegs war, hatte ich die Chance genutzt, und mich dort auf die Suche nach einheimischen Spinnen begeben.
Mein Ziel hätten eigentlich die Latrodectus schuchi sowie einige Eresidae sein sollen, aber wie es nunmal ist, kommt es ja für gewöhnlich anders, als man denkt.
Die Suche nach diesen Arten blieb völlig erfolglos, dafür habe ich viel anderes Getier zu Gesicht bekommen, sicher nicht weniger interessant.
Unter anderem recht grosse Tausendfüsser, diverse Steinläufer, einen echten Skolpender, Saftkugler, Taubenschwänzchen, Geckos, Eidechsen, Libellen, Zikaden, Fledermäuse, Opuntienspinnen (Cyrtophora) , riesige und "knallbunte" Springspinnen, Kreuzspinnen und nach mehrtägiger Suche auch endlich die Apulische Tarantel Lycosa tarentula.
Das schwierigste an der Suche war, überhaupterstmal einen halbwegs geeigneten Lebensraum zu finden, der weder zu steinig, noch zu sandig war, und in welchem sich eine Tarantel aufhalten könnte.
Mit lehmhaltiger Erde ist der südöstliche Teil Spaniens nicht gerade reich beschenkt worden.
Direkt an einer Steilküste, ca.250m über dem Meer, war schon von weitem eine Stelle auszumachen, auf der man die rote und lehmhaltige Erde erkennen konnte. Schnell durch ein paar Gebüsche und Sträucher gekämpft, über spitze Steine an der ungesicherten Steilküste entlanggehangelt, und dann hiess es: Auf alle Viere und die Augen auf!
Bereits nach wenigen Minuten konnte ich schon ein grosses Loch am Rand eines Steins ausmachen. Es hatte etwa den Durchmesser eines Mauselochs, war aber am oberen Rand mit Spinnseide und ein paar Grashalmen und Steinchen austapeziert, so dass ich davon ausgehen musste, dass darin eher ein achtbeiniges Tier lebe, als ein vierbeiniger Kleinsäuger.
Für eine Eresus oder Stegodyphus war es aber eindeutig zu wenig Gespinst, ausserdem war der obere Rand der Röhre etwas mit Spinnseide verlangert worden und sah dadurch aus, wie ein Schlauch, der aus der Erde ragt. Diese Webtechnik nutzen Taranteln, damit ihre Röhren bei den (seltenen, dafür aber umso heftigeren) Regenschauern nicht überflutet werden.
Ein kurzer Blick mit der Taschenlampe brachte ein paar Augen in der schwarzen Höhle zum Funkeln. Bingo, das schaut gut aus!
Schnell ein paar lange Grashalme besorgt und vorsichtig losgekitzelt.
Schwupps, schon erschien eine böse Tarantel in Drohstellung etwa 5cm unterhalb des Röhrenausgangs, ebenso erschienen einige winzige Spiderlinge, die den Rücken der Mutter gerade verlassen hatten am Röhrenausgang.
Es ist schon beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit sich eine Lycosa fortbewegen kann, im Vergleich dazu sind Vogelspinnen richtig träge und ungelenkig.
Nachdem sich das Muttertier samt Spiderlingen wieder verzogen hatte, schaute ich mich etwas weiter in unmittelbarer Umgebung um.
Auf etwa 3 Quadratmetern fand ich insgesamt 4 solcher Röhren, alle bewohnt.
In Röhre Nr.1 war die eben beschriebene Tarantel, in Röhre Nr.2 fand ich eine Tarantel mit Kokon, in Röhre 3 war ein grosses Weibchen mit frisch geschlüpften Jungtieren auf dem Körper und in Röhre Nr.4 befand sich ein mittelgrosses Tier unbekannten Geschlechts.
Diese geringe Entfernung zueinander ist eigentlich ungewöhnlich, denn die L.tarentula ist dafür bekannt, dass sie in ganz geringer Individuendichte lebt, u.a. weil sie (auch als Spiderling) extrem kannibalisch lebt.
Hier schienen aber die geologischen Gesichtspunkte keine andere Wahl zuzulassen, denn es gab weit und breit keine weiche Erde, in der die Tiere hätten graben können.
Doch hier nun endlich die Bilder:
Bild 1:
Hier kann man ganz vorne im Bild noch sehr gut noch etwas von der rötlichen Erde erkennen.
Bild 2:
Vor dem Stein ist der Röhreneingang gut erkennbar. Der Rand wurde mit wirklich grossen Steinchen umsäumt und ausgesponnen, als Schutz vor eindringendem Wasser bei leichten Überflutungen nach einem Regenschauer.
Bild 3:
Hier ist noch ein weiterer Röhreneingang, im gleichen Stil wie die anderen auch.
Bild 4:
Nochmal der Röhreneingang von Bild Nr.3.
Auf diesem Bild sieht man ein adultes Weibchen mit einigen Jungtieren auf dem Körper. Nach ein paar Sekunden Stillhalten für den Fotografen war sie sofort wieder verschwunden.
Bild 5:
Das Einfangen hat mich einiges an Schweiss und Überwindung gekostet. Mein Gott, sind die Biester schnell und zickig. Besonders wenn sie einen Kokon am Hintern kleben haben, so wie dieses wunderschöne Exemplar...
Bild 6:
Hier sieht man das Mädel beim Füttern mit einer "selbstgepflückten" Heuschrecke. Man braucht nur in einen Strauch zu greifen, schon hat man die besten Futtertiere auf der Hand. Ich liebe Spanien!
In den nächsten Wochen werden hier noch bessere Lycosa- Bilder folgen, ich muss erst noch die Filme entwickeln lassen.
Und jetzt noch ein paar Bilder von den anderen Tieren:
Röhrennetze in Felsspalten, leider auch hier keine Eresidae.
Netz einer Opuntienspinne mit einem Kokon und einem Sonnensegel.
Opuntienspinne Cyrtophora citricula
Sechsaugenspinne Dysdera crocota (Nicht zu verwechseln mit dem Dornfinger)
Eine "handzahme" Libelle
Die Geckos waren einfach zu schnell, als dass man sie im ganzen hätte fotografieren können
Na, wer entdeckt die grüne Heuschrecken-Larve?
[
Laut Aussage meiner Freundin sind diese Fisch-Häppchen mit den drei kleinen Kätzchen im Emblem und dem höchst dubiosen Namen KEIN Katzenfutter. Ich hab´s dennoch gelassen, so ganz trau´ich der Spanischen Küche nicht über den Weg. Es soll aber sehr gut geschmeckt haben...
da ich kürzlich für ein "paar Tage" in Spanien unterwegs war, hatte ich die Chance genutzt, und mich dort auf die Suche nach einheimischen Spinnen begeben.
Mein Ziel hätten eigentlich die Latrodectus schuchi sowie einige Eresidae sein sollen, aber wie es nunmal ist, kommt es ja für gewöhnlich anders, als man denkt.
Die Suche nach diesen Arten blieb völlig erfolglos, dafür habe ich viel anderes Getier zu Gesicht bekommen, sicher nicht weniger interessant.
Unter anderem recht grosse Tausendfüsser, diverse Steinläufer, einen echten Skolpender, Saftkugler, Taubenschwänzchen, Geckos, Eidechsen, Libellen, Zikaden, Fledermäuse, Opuntienspinnen (Cyrtophora) , riesige und "knallbunte" Springspinnen, Kreuzspinnen und nach mehrtägiger Suche auch endlich die Apulische Tarantel Lycosa tarentula.
Das schwierigste an der Suche war, überhaupterstmal einen halbwegs geeigneten Lebensraum zu finden, der weder zu steinig, noch zu sandig war, und in welchem sich eine Tarantel aufhalten könnte.
Mit lehmhaltiger Erde ist der südöstliche Teil Spaniens nicht gerade reich beschenkt worden.
Direkt an einer Steilküste, ca.250m über dem Meer, war schon von weitem eine Stelle auszumachen, auf der man die rote und lehmhaltige Erde erkennen konnte. Schnell durch ein paar Gebüsche und Sträucher gekämpft, über spitze Steine an der ungesicherten Steilküste entlanggehangelt, und dann hiess es: Auf alle Viere und die Augen auf!
Bereits nach wenigen Minuten konnte ich schon ein grosses Loch am Rand eines Steins ausmachen. Es hatte etwa den Durchmesser eines Mauselochs, war aber am oberen Rand mit Spinnseide und ein paar Grashalmen und Steinchen austapeziert, so dass ich davon ausgehen musste, dass darin eher ein achtbeiniges Tier lebe, als ein vierbeiniger Kleinsäuger.
Für eine Eresus oder Stegodyphus war es aber eindeutig zu wenig Gespinst, ausserdem war der obere Rand der Röhre etwas mit Spinnseide verlangert worden und sah dadurch aus, wie ein Schlauch, der aus der Erde ragt. Diese Webtechnik nutzen Taranteln, damit ihre Röhren bei den (seltenen, dafür aber umso heftigeren) Regenschauern nicht überflutet werden.
Ein kurzer Blick mit der Taschenlampe brachte ein paar Augen in der schwarzen Höhle zum Funkeln. Bingo, das schaut gut aus!
Schnell ein paar lange Grashalme besorgt und vorsichtig losgekitzelt.
Schwupps, schon erschien eine böse Tarantel in Drohstellung etwa 5cm unterhalb des Röhrenausgangs, ebenso erschienen einige winzige Spiderlinge, die den Rücken der Mutter gerade verlassen hatten am Röhrenausgang.
Es ist schon beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit sich eine Lycosa fortbewegen kann, im Vergleich dazu sind Vogelspinnen richtig träge und ungelenkig.
Nachdem sich das Muttertier samt Spiderlingen wieder verzogen hatte, schaute ich mich etwas weiter in unmittelbarer Umgebung um.
Auf etwa 3 Quadratmetern fand ich insgesamt 4 solcher Röhren, alle bewohnt.
In Röhre Nr.1 war die eben beschriebene Tarantel, in Röhre Nr.2 fand ich eine Tarantel mit Kokon, in Röhre 3 war ein grosses Weibchen mit frisch geschlüpften Jungtieren auf dem Körper und in Röhre Nr.4 befand sich ein mittelgrosses Tier unbekannten Geschlechts.
Diese geringe Entfernung zueinander ist eigentlich ungewöhnlich, denn die L.tarentula ist dafür bekannt, dass sie in ganz geringer Individuendichte lebt, u.a. weil sie (auch als Spiderling) extrem kannibalisch lebt.
Hier schienen aber die geologischen Gesichtspunkte keine andere Wahl zuzulassen, denn es gab weit und breit keine weiche Erde, in der die Tiere hätten graben können.
Doch hier nun endlich die Bilder:
Bild 1:
Hier kann man ganz vorne im Bild noch sehr gut noch etwas von der rötlichen Erde erkennen.
Bild 2:
Vor dem Stein ist der Röhreneingang gut erkennbar. Der Rand wurde mit wirklich grossen Steinchen umsäumt und ausgesponnen, als Schutz vor eindringendem Wasser bei leichten Überflutungen nach einem Regenschauer.
Bild 3:
Hier ist noch ein weiterer Röhreneingang, im gleichen Stil wie die anderen auch.
Bild 4:
Nochmal der Röhreneingang von Bild Nr.3.
Auf diesem Bild sieht man ein adultes Weibchen mit einigen Jungtieren auf dem Körper. Nach ein paar Sekunden Stillhalten für den Fotografen war sie sofort wieder verschwunden.
Bild 5:
Das Einfangen hat mich einiges an Schweiss und Überwindung gekostet. Mein Gott, sind die Biester schnell und zickig. Besonders wenn sie einen Kokon am Hintern kleben haben, so wie dieses wunderschöne Exemplar...
Bild 6:
Hier sieht man das Mädel beim Füttern mit einer "selbstgepflückten" Heuschrecke. Man braucht nur in einen Strauch zu greifen, schon hat man die besten Futtertiere auf der Hand. Ich liebe Spanien!
In den nächsten Wochen werden hier noch bessere Lycosa- Bilder folgen, ich muss erst noch die Filme entwickeln lassen.
Und jetzt noch ein paar Bilder von den anderen Tieren:
Röhrennetze in Felsspalten, leider auch hier keine Eresidae.
Netz einer Opuntienspinne mit einem Kokon und einem Sonnensegel.
Opuntienspinne Cyrtophora citricula
Sechsaugenspinne Dysdera crocota (Nicht zu verwechseln mit dem Dornfinger)
Eine "handzahme" Libelle
Die Geckos waren einfach zu schnell, als dass man sie im ganzen hätte fotografieren können
Na, wer entdeckt die grüne Heuschrecken-Larve?
Laut Aussage meiner Freundin sind diese Fisch-Häppchen mit den drei kleinen Kätzchen im Emblem und dem höchst dubiosen Namen KEIN Katzenfutter. Ich hab´s dennoch gelassen, so ganz trau´ich der Spanischen Küche nicht über den Weg. Es soll aber sehr gut geschmeckt haben...