Hi HW,
Hybrid auch nur im Sinne der "menschlichen" Einteilung in Art A, B, C.
hatte ich doch geschrieben, dass "Art" ein menschliches Konstrukt ist und sich die Natur da nicht immer dran hält bzw. reinpressen lässt. Gibt ein paar Ausnahmen!
Im Sinne der Natur haben sich die zuletzt genannten Arten evtl. einfach nur noch nicht weit genug auseinander entwickelt, um eine eigenständige Art zu bilden und somit die blieb die Möglichkeit gegeben, dass sich aus Art A x Art B eine Art C (im Sinne der "menschlichen" taxonomischen Einteilung) gebildet hat...
Das Beispiel Seefrosch (Rana ridibunda), kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) und ihr natürlicher Hybrid der Teichfrosch (Rana esculenta) ist sogar noch etwas komplexer und etwas mehr als nur eine Ausnahme unter den Ausnahmen!
Teichfrösche haben keine langsame, adaptive Entstehungsgeschichte, sondern sind spontan durch Artbastardierung entstanden.
Das besondere an ihnen ist, daß sie sich über Hybridogenese vermehren können. Hybridogenese wurde bisher erst bei zwei Wirbeltierhybriden mit Sicherheit nachgewiesen: beim Zahnkärpfling (Poeciliopsis monacha-lucida) und beim Teichfrosch (Rana esculenta).
Hybridogenese ist eine "halb"-sexuelle Fortpflanzung. Im Gegensatz zur Pathenogenese und Gynogenese, die immer an das weibliche Geschlecht gebunden sind, können bei der Hybridogenese sowohl Männchen als auch Weibchen hybridogenetisch sein. Dies bedeutet, daß die Hybriden heute nicht mehr aus den primären Paarungen (Seefrosch x kleiner Wasserfrosch) oder aus homotypischen Paarungen (Teichfrosch x Teichfrosch) entstehen, sondern auch aus Rückkreuzungen der Hybriden mit der einen oder der anderen Elternart. (Teichfrosch x Seefrosch bzw. Kleiner Wasserfrosch x Teichfrosch). Dabei entsteht nicht wie man zunächst vermuten möchte ein "75%"iger Seefrosch mit "25%" Teichfroschanteil sondern ein "reinrassiger" Teichfrosch, da in der hybriden Keimbahn das Erbmaterial der einen Elternart verloren geht, bzw. abgebaut wird, mit der sich die Hybriden verpaaren. Dies führt dazu, daß immer wieder Teichfrösche entstehen und diese noch nicht ausgestorben sind. Vor allen in Gebieten wo beide syntop (gemeinsam) vorkommen.
Die primäre Hyridenpaarung (Seefrosch x kleiner Wasserfrosch) kommt in der Natur kaum vor, da die unterschiedlichen ökologischen Präferenzen der beiden Arten ein gemeinsames Vorkommen weitgehende ausschließen. Auch paaren die Kleinen Wasserfrösche normalerweise zwei bis drei Wochen später als die Seefrösche.
Hybridogenese wird auch als hemiklonale Reproduktion bezeichnet, da nur ein Elterngenom klonal vererbt wird, das zweite aber pro Generation "erneuert" wird. Deswegen auch die Bezeichnung "halb"-sexuelle Fortpflanzung.
Daraus folgt, daß die Hybriden (Teichfrosch) nur in ihren Körperzellen mischerbige Teichfrösche sind. In ihren Keimzellen sind sie entweder Seefrösche oder kleine Wasserfrösche.
vgl.: Tunner, Heinz, 1997.: "Warum sind die Teichfrösche noch nicht aus der Tierwelt verschwunden?", in: Internationales Symposion für Vivarisitk, Dokumentation 1997, Ulmer Verlag
Schönen Gruss,
Martin