Aussprache der wissenschaftlichen Namen

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Blacksaidwhite

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Grüßli!

In der Schule hatte ich sowohl Latein als auch Alt-Griechisch, was wohl mein Interesse an den wissenschaftlichen Namen erklärt. Ich habe gesehen, es gab dazu vor Jahren schon einen http://www.arachnophilia.de/forum/allgemeine-themen/6231-aussprache.html-Thread und natürlich hat es auch schon andere Leute gegeben, die das versucht haben zu erörtern. Vor allem was die leidige Aussprache eines "c" als "k" oder "z" betrifft. Jedenfalls möchte ich dem geneigten Leser eine kleine Übersicht liefern.

Grundsätzlich sind die Namen lateinisch. Ein Problem besteht aber dadurch, dass die Namen oft aus Wörtern verschiedener Herkunft zusammengesetzt sind. Bei Eupalaestrus campestratus sind das zum Beispiel überwiegend lateinische Worte zuzüglich der griechischen Vorsilbe "eu-". Zudem gibt es auch Arten, die nach Personen benannt sind, wie die gut bekannten B. boehmei oder auch P. cambrigdei. Also auch wenn die gesamte Bezeichnung lateinisiert ist, sind die Ursprünge sehr heterogen und können Wurzel in praktisch jeder Sprache haben.
Wonach man sich nun richten soll, kann sicherlich diskutabel sein oder eben weniger. Vermutlich neigen die meisten zur deutschlateinischen Aussprache, die das "c" unterschiedlich ausspricht, wie beispielsweise bei Cyriocosmus mit "Züriokosmos".

Zwei Überlegungen muss man vor der Aussprache treffen:

1. Für welche Aussprache des Lateinischen entscheide ich mich?

2. Spreche ich Latein, orientiere mich aber an den Wurzeln und/oder der Herkunft der Wörter?

Zu 1.:
Man hat drei Möglichkeiten der Aussprache: antikes oder klassisches Latein(Lateinische Aussprache), die Deutsche Aussprache des Lateinischen und Schullatein (Schulaussprache des Lateinischen), das beide Aussprachen mischt. Weitere Alternativen wären noch Mittelalter- oder Kirchenlatein. Die lassen sich jedoch nicht genau inhaltlich abgrenzen und sind vermutlich unter Mittellatein zu subsumieren.

Am Beispiel von Poecilotheria würde das folgende Aussprachen ergeben:

Klassisches Latein: Peukilotheria

Deutsche Aussprache: Pözilotheria

Schullatein: Pökilotheria

Für Brachypelma:

Klassisches Latein: schwierig, ich habe nicht gefunden, wie die alten Lateiner griechische Wörter ausgesprochen haben oder "ch" und "y". Altgriechisch würde es mit einen "ch" wie in "ich" sowie wie "ü" für das "y" gesprochen werden, wobei es auch Dialekte gab, die "u", "ii" oder noch anderes gesagt haben. Das Schullatein lässt vermuten, dass es auch "Brakipelma" gesprochen wurde. Anfangs wurde es wohl auch gern mal mit einem "u" gleichgesetzt, wo wir dann bei "Brakupelma" wären.

Deutsche Aussprache: Brachipelma (mit "ch" wie in "lachen") oder Brachüpelma. Mit "i" ist die ältere Variante, ansonsten ist das Konventionssache.

Schullatein: Brakipelma


Zu 2:
Mit der Orientierung an den Wurzeln der Wörter meine ich, dem altgriechischem Ursprung zu folgen. Wie in dem oben genannten Thread bereits ermittelt, setzt sich Poecilotheria aus den Wörtern "ποικίλος" (Sprich: peukilos) und "θηρίον" (Sprich: tärion) zusammen. Danach würde es also "peukilothäria" heißen und wäre schon ziemlich nah an der antiken lateinischen Aussprache.
Halte ich aber für Quatsch, da die wissenschaftliche Benennung das Altgriechische komplett lateinisiert hat. Somit ist meiner Ansicht nach einer der lateinischen Aussprachen zu folgen.

Anders scheint es mir mit der Herkunft zu sein, was ich in erster Linie auf die Artbenennung beziehe. Also wenn Arten nach Personen oder Orten benannt sind oder ganz andere Gründe die Bennenung bedingen. Kurz gesagt, wenn das nicht-lateinische Wort exakt lateinisiert wird. Wie eben bei P. cambrigdei oder auch B. boehmei sowie B. smithi. Mir scheint da die herkunftsgetreue Aussprache plus die Genitivendung "-i" sowohl machbar als auch gut klingend (auch wenn "Smitti" in meinen Ohren lustig klingt).

Ein schönes Beispiel, bei dem man sich dennoch trefflich über die Aussprache streiten kann, ist die Regenbogenforelle, wissenschaftlich Oncorhynchus mykiss. "Mykiss" kommt nicht vom Kuss, sondern ist die die lokale Bezeichnung auf der Kamtschatka-Halbinsel, wo der Fisch "mikizha" genannt wird.:clapping:


Ich persönlich neige sonst eher zur antiken Aussprache, weil ich einfach "z", "ö" und "ä" in der lateinischen Aussprache hasse, für mich furchtbar klingt und es mir diese Sprache zu kirchlich macht. Allerdings möchte ich auch anmerken, dass ich einerseits doch auch "Zyriocosmus" schöner finde, andererseits sich Sprachen entwickeln und ich würde auch nie dafür plädieren, Deutsch wie vor 500 Jahren zu sprechen, weil das vermeintlich "echter" sei. Daher wäre es wohl ratsam, sich an dem Standard des gelehrten Schullateins zu halten, der das klassische Latein mit deutscher Aussprache verbindet. Das würde aber bedeuten, das "c" immer als "k" auszusprechen. Wie gefallen denn "Kiriokosmos", "Küaneopubeskens", "Brakipelma" oder "Kiklosternum"? :spiderbiggrin:
 
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