Hallo,
Einige Arten, darunter Poecilotheria, haben ein sehr potentes Gift
vs.
Wie ein Vorredner schon sagte, hängt aber die Auffälligkeit der Symptome ganz stark von mehreren Faktoren ab.
widerspricht sich das nicht ein wenig? Haben denn Poecilotheria Arten tatsächlich ein stärker wirksames Gift, oder geben sie vielleicht einfach nur mehr Gift ab? Immerhin gehören einige Poecilotheria zu den größten (Vogel-)Spinnen überhaupt. Ich habe bereits die Rohgifte einiger Vogelspinnen nach dem 'Melken' gesehen und Poecilotheria schien dabei tatsächlich mit die größte Giftmenge abgegeben zu haben.
Zum Vergleich: Das folgende Bild zeigt das Rohgift einer australischen Selenocosmiinae nach dem Melken.
Dagegen machte ein adultes Poecilotheria Weibchen ein solches Eppendorf Cap nach dem Melken beinahe voll!
Also kann man, wie ein paar Posts über mit bereits erwähnt wurde, die LD50 Werte, welche ja nur auf die Größe und das Gewicht einer durchschnittlichen Maus gerechnet wurden, beim hochrechnen allenfalls als grobe Maßeinheit sehen.
Kann man eben nicht. LD50 Werte werden i.d.R. an der Maus ermittelt und nicht am Menschen. Und jedes Lebenwesen reagiert völlig anders auf entsprechende Gifte. Viele Toxine aus (Vogel-)Spinnengiften wirken an Ionenkanälen. Eine einzelne Mutation kann ausreichen, damit ein Toxin nahezu seine komplette Aktivität verliert - und ich bin mir sicher, im Laufe der Evolution gab es mehr als nur eine Mutation zwischen den entsprechenden menschlichen Ionenkanälen und denen der Maus!
Gehard Habermehl gibt in seinem Buch 'Gift-Tiere und ihre Waffen' dazu eine recht interessante Tabelle an, in der LD50 Werte von Latrodectus tredecimguttatus an verschiedenen Testorganismen zu sehen sind: An Mäusen wurde ein Wert von 0.9 mg/kg ermittelt, an Ratten 0.2 mg/kg, an Meerschweinchen 0.075 mg/kg und an Fröschen 145 mg/kg. Die Werte unterscheiden sich also um einen Faktor von knapp 2000!! Woher weißt Du also, ob der Mensch eher wie ein Frosch oder eher wie ein Meerschweinchen auf ein Gift reagiert?
Übrigens ist es inzwischen in vielen Ländern ohnehin verboten, LD50 Werte von Rohgiften zu ermitteln, eben weil sie keine relevante Aussagekraft besitzen!
Aber das reicht ja schon, um eine ungefähre Ahnung zu haben, welche Spinne dann doch ein etwas potenteres Gift besitzt als die nächste
Das gilt aber eben nur für den jeweiligen Testorganismus, an dem der LD50 Wert ermittelt wurde;-)
Björn: Natürlich unterscheiden sich die verschiedenen Spinnengifte in ihrer Wirkung voneinander. Spinnengifte bestehen aus mehreren hundert bis tausend verschiedenen Verbindungen und jede Art (bzw. sogar jedes Individuum) kann eine recht spezifische Zusammensetzung haben. Nachdem von einigen wenigen Vogelspinnen bekannt ist, dass sie auch Wirbeltiere fressen (erst kürzlich wurde bspw. ein Bericht veröffentlicht, dass eine Fledermaus von einer Poecilotheria Art erbeutet wurde), ist es gut möglich, dass diese Vogelspinnen auch Toxine haben, die v.a. an diesen Wirbeltieren wirken. Aber nachdem Menschen nicht zum Beutespektrum einer Spinne gehören, ist es aus evolutionärer Sicht als reiner Zufall zu werten, ob ein Spinnengift nun stärker auf den Menschen wirkt oder nicht. Und das hat sicher nichts damit zu tun, ob eine Vogelspinne nun aus Asien, Afrika oder Amerika kommt!
Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts in Australien habe ich nach bestimmten Ionenkanal-Blockern in Spinnengiften gesucht. Wir wurden dabei bspw. in Giften von Selenocosmia, Poecilotheria, Psalmopoeus und anderen fündig, den laut unserem Bioassay stärksten Effekt hatte aber ein Toxin aus dem Gift einer Pamphobeteus Art.
Übrigens gibt es einen recht umfangreichen Übersichtsartikel über Spinnengifte, falls sich hier jemand genauer für die Zusammensetzung und Funktion von Spinnengiften interessiert: Kuhn-Nentwig, L., Stoecklin, R. & Nentwig, W. (2011). Venom composition and strategies in spiders: is everything possible?
Adv. Insect. Physiol. 40, 1-86.
Schöne Grüße,
Tobi