Achtung, wird lang, aber ist ja auch eine lange Geschichte.:blush:
Ich hatte selbst eine üble Spinnenphobie. Ich konnte mir keine Bilder ansehen, ohne "auf den Horror" zu kommen. Videos schon gar nicht. Entweder die Spinne im Zimmer oder ich, beide war undenkbar. Winkelspinnen...AAAAAAAAAAAAARHG!!!!! Hi hi...so ein Teil an der Wand und mein Herz war kurz vor dem Kollaps.
VS jedoch fand ich THEORETISCH
immer schon sehr faszinierend. Und EIGENTLICH hätte ich auch gerne welche gehalten. WENN sie denn nicht wie Spinnen aussehen würden und WENN man denn nicht zu denen ins Terra fassen müsste, was schlicht und einfach absolut undenkbar war. Also kam auch die Haltung nicht in Frage.
Der Gedanke an eine eigene VS, IRGENDWANN MAL, liess mich aber nicht in Ruhe. Also habe ich angefangen, meine Phobie zu bekämpfen. Ich habe mich als erstes gezwungen, einfach mal nach Spinnenbildern zu googeln und diese eingehend zu betrachten und Ekelschauer tapfer auszuhalten.
Als das ging, habe ich die Bilder angefasst (war auch ein Unding), erst kurz, dann länger.
Der nächste Schritt waren Videos aller Art. Dokus, Spinnenfütterungen auf Youtube...alles mit bewegten Spinnenbildern. So oft und so lange, bis mich auch das nicht mehr so berührt/geekelt hat.
Dann habe ich angefangen, mich eingehend über Spinnen zu informieren, nicht nur über VS (aber natürlich auch), sondern über diverse Gattungen und Arten. Habe Bücher gelesen, mich mit ihren Verhaltensweisen vertraut gemacht, mich mit den Details befasst, wie Körperbau und -funktionen...und habe diese Tiere so nach und nach als etwas Faszinierendes und immer ein bisschen weniger Ekliges neu kennengelernt.
Dann kam die Praxis. Also Spinnen, die sich in meiner Wohnung aufhielten, eigenhändig nach draussen zu buxieren, ohne Mama, ohne Nachbarn. Oder mal eine kleine Hausspinne oben in der Ecke zu akzeptieren, ohne in Panik zu geraten. Das habe ich erst mit den "ungruseligeren" Exemplaren geübt, mit Hilfe eines Bechers und eines Kartons. Als das klappte, habe ich mich an meine ersten Winkelspinnen gewagt.
Irgendwann, nach etwa drei Jahren intensiver Beschäftigung mit der Spezies Spinne, war ich dann so weit, dass ich auch die grossen fetten Horrorwinkelspinnen selbst einfangen uns rausbringen konnte.
Und von da an habe ich mich ganz konkret mit dem Gedanken an eine eigene VS beschäftigt. Habe mir Arten ausgesucht, die für mich in Frage kommen, habe mich mit den spezifischen Haltungsbedingungen auseinandergesetzt - und Exuvien angefasst.
Dann kam ich an einen Punkt, an dem ich mir tatsächlich vorstellen konnte, mich nun an die Haltung zu wagen. Und genau zu dem Zeitpunkt kam eine Kollegin auf mich zu, die eigentlich Schlangennärrin und -züchterin ist, aber eine A.geniculata als Notfall von jemandem übernommen hatte, sie aber nicht auf Dauer behalten wollte. Sie wusste von meinen Plänen und hat mir ihre Spinne dann schmackhaft gemacht.
Und plötzlich war es so weit: Das Terra stand fertig eingerichtet in meinem Wohnzimmer und meine Kollegin brachte mir meine erste eigene VS nach Hause. Eine weibliche, 4.5 jährige, schon sehr eindrückliche A.geniculata.
Die Transportbox konnte ich noch nicht selbst öffnen, meine Kollegin musste das Umsetzen übernehmen.
Joa. Und dann ging sie wieder heim und ich stand da so rum mit dem Riesenteil vor mir hinter der Scheibe. Und von da an ging's los mit dem Drangewöhnen, mit dem Hantieren im Terrarium, mit dem Lernen, die Spinne einzuschätzen, mit dem Füttern...mit allem.
Anfangs hatte ich jedes Mal noch Herzrasen, wenn ich da reinfassen musste. Jede Bewegung der Spinne hat meinen Puls explodieren lassen.
Mit der Zeit gewöhnte ich mich immer mehr an alles. Die erste Komplettreinigung stand an = Spinne in die Box kriegen, ohne dass sie abhaut, mich anspringt, beisst, umbringt.
arty: Hi hi...
All das habe ich geschafft und mit jeder Aktion wurde ich stolzer auf mich und auf meine besiegte Phobie. Der Ekel wich absoluter Faszination. Sie ist so schön, so gross, so interessant! Inzwischen bin ich bei Spinne Nr.2, einer B.albiceps. Nr.3 ist in Planung. Die Sucht hat mich gepackt.
Höhepunkt der ganzen Entwicklung war das Auf-die Hand-nehmen einer VS an einer Ausstellung. Das war mein höchstes Ziel und auch dieses habe ich erreicht. Und bin so glücklich darüber.
Meine eigenen Spinnen fasse ich nicht an bis jetzt, das ist mir noch too much. Die A.geniculata ist halt schon eher unberechenbar und einfach grooooss und die B.albiceps hab ich noch nicht so lange und sie ist eine kleine Diva, die eher schnell mal bombardiert.
So, laaaange Geschichte, kurzes Fazit: VS-Haltung mit (ehemaliger) Phobie ist möglich, bedingt aber je nach Ausprägung mehr oder weniger viel Vorbereitungszeit.
Alles Gute auf deinem Weg wünsche ich dir!
P.S.: Ich liebe meine VS, würde mir aber nach wie vor NIEMALS Winkelspinnen ins Terra setzen...IIIIIIIIIH, die ekeln mich heute noch, faszinierend hin oder her!