"Latrodectus sp
Erstellt Tox-Mü Wagner Ph, Kleber J.J. Jan 1999
TOXIKOLOGIE
--
VORKOMMEN
-DEUTSCHLAND: nur vereinzelte aus Terrarien entflohenen
od. eingeschleppte Tiere. Keine festen Populationen in
freier Natur. Aber bereits in Belgien und Frankreich
eingeschleppte Arten (L. geometricus, L. mactans) (2).
Viele Arten sind Kulturfolger und bauen Netze gerne in
und an Gebäuden.
-WELTWEIT: über 50 Arten zwischen 50° N u. 45° S (1)
-- LATRODECTUS sp = Schwarze od. braune Witwen, Redbacks,
haben alle neurotoxisches Gift
-jeder Biß einer LATRODECTUS -Art muß ernst genommen wer-
den und mind. 6h klin. überwacht werden;
einzelne Latrodectus-Arten unterscheiden sich durch die
Stärke der Symptomatik nicht durch die Art der Symptome;
Bisse enden auch unbehandelt selten tödlich, außer bei
Lungen- und Herzkranken, Alten und Kindern (7).
-gefährlich für Menschen ist vor allem die Mactans-Gruppe
(früher als Unterarten von L.mactans z.B. L. mactans tre-
decimguttatus heute eigene Arten z.B. L. tredecimguttatus
-UNGEFÄHRLICHE LATRODECTUS sp:
1. die kleinen Männchen von Latrodectus sp gelten als
absolut ungefährlich (2)
2. 3 Arten: L.geometricus (10), L.pallidus + L.bishopi(4) gelten als harmlos mit milden Symptomen
SYMPTOME
Lokalsymptome mit Schmerz erst 0,5h (9) und schwere Symptome noch später, z.B. bei L.hasselti erst nach über 3h (11); die Symptome können unbehandelt tagelang anhalten(1), meist 24h
-- LEITSYMPTOM: zunehmender sich generalisierende Muskel-
schmerzen im Abdominal-, Oberschenkel-, Brust- + Rücken-
bereich mit DD zu akutem Abdomen, Herzinfarkt
-- LOKAL: Biß häufig nicht bemerkt (wie Mückenstich) (1,2)
zuerst Erythem, Schwitzen, Piloerektion (9); meist erst
später Schmerzen (oft brennend), dann regional schmerz-
hafte LK-Schwellung (1); dann nach 0,5-3h ausstrahlende,
generalisierende Schmerzen, Ödeme (4);
später nach ca. 4 Tagen juckender Ausschlag möglich(2)
-- ZNS 0,5-1-3h nach Biß generalisierte, sich rasch ins
unerträgliche steigernde Muskelschmerzen mit Muskelfas-
zikulationen und -krämpfen, lebhaften Eigenreflexen,
Spasmen (v.a. im Abdominal-, Oberschenkel-, Brust- und
Rückenbereich), brettharte Bauchdecke (1), Opisthotonus,
Tremor (2); Parästhesien (Hände/Füße) (1), Krämpfe (11)
-Facies latrodectismica: Kontraktion der Gesichtsmuskula-
tur) (4);
-- PSY: Angszustände, Agitation, (1), Schlaflosigkeit,
Verwirrtheit, Ohnmacht(2)
-- PULMO: Atembeschwerden (10), selten Lungenödem (Ätiologie unklar (1)
-- COR: Bradykardie od. Tachykardie, arterielle Hyperten-
sion, Arrhythmie (1); Schock; Muskelschmerz mit Ähnlich-
keit zu Herzschmerz bei Infarkt
-- GIT: Übelkeit, Erbrechen (4), Schwellung der Zunge,
Durchfall (11), selten Mundtrockenheit (2)
-- UROG: Oligurie/Urinverhaltung (2), Erektion/Ejakulation
(2), Priapismus (1), später Impotenz über Monate (2)
-- AUGEN: Mydriasis (2), Konjunktivitis (1), Lidödeme (2)
-- LABOR: CPK erhöht, Leukozytose (1), Katecholaminausschüt-
tung mit Anstieg der Vanillinmandelsäure (2)
-- SONST: Kopf- und Gelenkschmerzen, Fieber, Schwitzen,
Speichel- und Tränenfluß (1,7), Schwindel, Koordinati-
onsverlust, Durst (11), Schwächegefühl mit Gehschwierig-
keiten (Orthostase?); Gesicht geschwollen + gerötet (1)
THERAPIE
-- ALLGEMEINES: Tetanusprophylaxe
-ÜBERWACHUNG: bei symptomlosen Biß-Verdacht für mind. 3-6h
bei Symptomen bis zu derem Abklingen
-- SYMPTOMATISCHE
THERAPIE
- Auschluß symptomatisch ähnlicher Erkrankungen wie Herz-
Infarkt, akutes Abdomen, Porphyrie und ähnliches
- Flüssigkeitssubstitution (Erbrechen/Schwitzen (bis 8 l / h (1); evtl. Beatmung;
- Muskelrelaxation evtl. Diazepam, Magnesium-Sulfat (9)
-- SCHMERZ
THERAPIE:
-Calciumgluconat von etlichen gegen Muskelschmerzen em-
pfohlen (1,10); 10-20 ml i.v. über 15-30 min hilft evtl.
und meist nur kurz (20-30 min)
-ANTISERUM: gute Schmerzwirksamkeit beschrieben
-Opiate, Benzodiazepine atemdepressior. Wirkung beachten
-- ANTISERA: es gibt 4 verschiedene Antisera, wobei die An-
tisera kreuzreagibel zu allen Latrodectus-sp wirken unab-
hängig von der zur Sensibilisierung verwandten Art (5)
- INDIKATION: wirkt gut und schnell gegen den Schmerz;
gen. bei Indikationen zur Antiserumgabe
- ANTIVENIN LATRODECTUS MACTANS (Merk, Sharp and Dohme)
Immunisierung mit L. mactans (1)
-WIRKUNG: gute Wirkung (5ml) mit Schmerzbeseitigung bis -
Linderung in 10 Min. bis 1h beschrieben (14), auch noch
schnelle Wirkung auf Schmerz + Muskelkrämpfe + Schwäche
bei Anwendung 1 Amp. erst 3d nach Biß
- ANTI-LATRODECTUS MACTANS TREDECIMGUTTATUS SERUM
(Institut of Immunology, Zagreb, Kroatien): Immunisie-
rung mit L. tredecimguttatus
-Indikation: L. mactans, L. hasselti, L. indistinctus
u.a. L. spp. (1).
- SPIDER ANTIVENOM (SAIMR, Sandringham, Südafrika):
Immunisierung mit L. indistinctus (= L. cinctus (2))
-WIRKSAMKEIT: noch nach 3-5d wirksam; 1(-2) Amp. a 5ml
besserten bei allen von 30 Pat. innerhalb von 30 min.
bis 12 h die Symptome (1).
- RED-BACKED SPIDER ANTIVENOM (CSL, Parkville, Austral.):
Immunisierung mit L. hasselti.
-INDIKATION: kreuzreagibel im laborversuch mit anderen
Latrodectus Sp. (L. mactan, L. hesperus, L. lugubris,
L. hasselti, L. tredecimguttatus) (16)
-WIRKSAMKEIT: 1 Amp. (selten bis 4); bis zu 120h nach Biß noch gute Resultate (1); selten allerg. Reaktion (16)
TOXIN
Neurotoxine verursachen Massive autonome und neuromuskuläre Entladungen; Acetycholin und Katecholamine werden freigesetzt (1)
Über 20 Latrotoxine bisher im Proteingemisch gefunden. Alpha-Latrotoxin läßt Ca2+ in präsynaptische Neuronen strömen, daher Transmitterfreisetzung (Acetylcholin)(4).
Neurotoxin bindet sich an Glykoproteine und/oder Ganglioside an neuromuskulär-synaptischen Membranen und hält einen Ionen-Kanal für Kationene-Austausch offen; die verursachte Depolarisation den Ca++ abhängigen Ausstrom von Neurotransmittern und inhibiert die Wiederaufnahme (13)
Außerdem sind enthalten Phosphodieseterase, alk. Phosphatase Aminosäuren, Histamin, Peptidase, Insektentoxine, Protease, Serotonin, Kininase (2)
BESCHREIBUNG
Kugeliger Hinterleib mit kleinem Kopf-Bruststück. Körperlänge der ausgewachsenen Weibchen etwa 1-2 cm. Beine länger als Körper, dünn. Spinnen braun bis glänzend schwarz, wirken haarlos. Auf der Unterseite eine rötliche sanduhrförmige Zeichnung, evtl auch nur ein Dreieck, auch multiple Flecken oder fehlende Zeichnung möglich. Rücken häufig ganz schwarz, mit rotem Längsband, mehreren rötlichen Zeichnungselementen oder einem roten Strich oder Punkt an Anfang und Ende des Hinterleibs. Männchen klein mit häufig komplizierterer Zeichnung. Außerhalb des Netzes ungeschickte, hastige Bewegungen, tastet umher.
Netz ist ein unregelmäßiges Haubennetz mit vielen Stolperfäden, häufig in Bodennähe
VORKOMMEN
Weltweit Schwarze Witwen (Latrodectus sp., über 50 Arten) zwischen 50°N u. 45°S (1)
In Mitteleuropa gibt es nur vereinzelte Nachweise (aus Terrarien entflohenen od. eingeschleppt). Feste Populationen konnten in freier Natur nicht nachgewiesen werden. Dagegen findet man bereits in Belgien und Frankreich eingeschleppte Arten (L. geometricus, L. mactans) (2). Viele Arten sind Kulturfolger und bauen ihre Netze bevorzugt in und an Gebäuden.
Bei gelegentlichen Massenvermehrungen kann es zu Epidemie-artigem Auftreten von Latrodectus-Bissen kommen (2)
VERBREITUNG DER WICHTIGEN ARTEN (1,2,8):
L. bishopi Zentral/Süd-Florida
L. cinctus südliches Afrika
L. curacaviensis gemäßigtes Nord- u. Südamerika,
Niederländ. Antillen
L. dahli Iran
L. geometricus weltweit in trop. Regionen
L. hasselti Indien bis Australien/Neuseeland
L. hesperus westl. Nordamerika
L. hystrix Jemen
L. indistinctus südliches Afrika
L. karooensis südliches Afrika (Karoo-Gebiet)
L. lugubris Südeuropa (große Teile Afrikas/Asiens)
L. mactans weltweit warm+tropische Zone,Nordamerika
L. menavodi Madagaskar/Seychellen
L. pallidus Südl. Rußland, Iran, Syrien, Israel,
Ägypten, Libyen
L. renivulvatus südliches Afrika
L. revivensis Israel
L. rhodesiensis südliches Afrika
L. tredecimguttatus südliches Europa (Mittelmeerraum),
Asien/Afrika
L. variolus östliches Nordamerika
TOXIZTÄT DER WICHTIGEN ARTEN
nach (2)
-- EUROPA:
L. 13-guttatus (= L. tredecimguttatus) u. U. tödlich
L. lugubris u. U. tödlich
L. geometricus (eingeschleppt) relativ harmlos
L. mactans (eingeschleppt) u. U. tödlich
-- AFRIKA:
L.geometricus (= L.concinnus, L.zickzack) relativ harmlos
L. rhodesiensis unbekannte Toxizität
L. menavodi u. U. tödlich
L. cinctus (= L.indistinctus, L.incertus) u.U. tödlich
L. pallidus relativ harmlos
L. 13-guttatus u. U. tödlich
L. lugubris u. U. tödlich
L. revivensis unbekannte Toxizität
L. dahli unbekannte Toxizität
-- ASIEN:
L. hasselti u. U. tödlich
L. 13-guttatus u. U. tödlich
L. lugubris u. U. tödlich
L. erythromelas unbekannte Toxizität
L. geometricus relativ harmlos
L. pallidus relativ harmlos
L. hystrix unbekannte Toxizität
L. dahli unbekannte Toxizität
L. revivensis unbekannte Toxizität
L. hesperus unbekannte Toxizität
-- AUSTRALIEN:
L. hasselti u. U. tödlich
L. geometricus relativ harmlos
L. mactans u. U. tödlich
L. katipo (Neuseeland) u. U. tödlich
-- AMERIKA:
L. curacaviensis u. U. tödlich
L. antheratus u. U. tödlich
L. variolus u. U. tödlich
L. bishopi relativ harmlos
L. variegatus u. U. tödlich
L. mactans u. U. tödlich
L. hesperus u. U. tödlich
L. geometricus relativ harmlos
L. mirabilis u. U. tödlich
L. diaguita u. U. tödlich
L. corallinus u. U. tödlich
L. quartus u. U. tödlich
SYNONYME
Latrodectus 13-guttatus; Latrodectus antheratus; Latrodectus bishopi; Latrodectus cinctus; Latrodectus concinnus; Latrodectus corallinus; Latrodectus curacaviensis; Latrodectus diaguita; Latrodectus dahli; Latrodectus erythromelas; Latrodectus geometricus; Latrodectus geometricus obscurior; Latrodectus obscurior; Latrodectus hasselti; Latrodectus hesperus; Latrodectus hystix; Latrodectus hystrix; Latrodectus incertus; Latrodectus indicus; Latrodectus indistinctus; Latrodectus karooensis; Latrodectus katipo; Latrodectus lugubris; Latrodectus mactans; Latrodectus menavodi; Latrodectus mirabilis; Latrodectus pallidus; Latrodectus quartus; Latrodectus renivulvatus; Latrodectus revivensis; Latrodectus rhodesiensis; Latrodectus rhodinensis; Latrodectus tredecimguttatus; Latrodectus variegatus; Latrodectus variolus; Latrodectus zickzack; Blasse Witwe; Schwarze Witwe; Braune Witwe; Rotrücken-spinne; Rote Witwe; Rotrückenwitwe; Weiße Witwe; Igelwitwe; Dahlwitwe; Curacaowitwe; Auerstehungswitwe; Rhodesische Witwe; Nördliche Schwarze Witwe; Button spider; Brown Button Spider; Black Button Spider; Zimbabwe Button Spider; Widow spider; Witwenspinne; Red widow; Brown widow; Black widow; Red legged Widow spider; Knoppie; Brown widow spider; Red-backed spider; Red back spider; Redback; Red-back spider; Black widow spider; Eigentliche schwarze Witwe; Europäische Witwe; Amerikanische Witwe; Malmignatte; Karakurt; Knopie; swart knopiespinnekop; bruin knopiespinnekop; Latrodectismus; Latrodectism; hourglass spider; northern black widow; Katipo; Karakurte; latrotoxin; LTX;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Spinnen giftige; Spinnen giftige Südamerika; Spinnen giftige Nordamerika; Spinnen giftige nekrotisierend; Spinnen giftige Europa; Spinnen giftige Asien; Spinnen giftige Afrika; Spinnen giftige Australien; Tiere giftige
LITERATUR
(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch-Gifttiere, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.
(2) Schmidt, G.: Giftige und gefährliche Spinnentiere, die neue Brehm-Bücherei 608, Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1993.
(3) Meier, J., White, J., Handbook of clinical Toxicology of Animal Venoms and Poisons, CRC Press, Florida, USA, 1995.
(4) Kunze, M., gefährliche Spinnen - eine aktuelle Zusammenfassung, Arachnologisches Magazin, Nr. 9, Sept. 1996, Nürnberg.
(5) Schmidt, G., Wie gefährlich sind Spinnenbißvergiftungen wirklich?, Natur und Museum, 117 (7), Frankfurt a. M., 1987.
(6) Kunze, M., Mitglied der AG Giftspinnen, mündliche Mitteilung, 12/98
(7) Minshull, J., Arachnids (2) - Button spiders, The Natural History Museum of Zimbabwe, 1993
(8) Leroy A., u.a., The Wildlife of Southern Africa, Southern Book Publishers, Western Cape, 1997
(9) Carbonaro, P., Janniger, C., Schwartz, R., Spider bite reactions, CUTIS Vol. 56, S. 256 ff., Nov. 1995
(10)Newlands, G., Venomous creatures of Southern Africa, Struik Publishers, Capetown, 1997
(11)Toxic plants and animals, Queensland Museum, Brisbane, Australien, 1987
(12) Diez Garcia F. et al.: Black widow spider (Abstr.) Med. Clinic. (Barc) 1996 Mar 9 106:9, 344-6
(13) Moss H.S. et al.: a retrospective review of black widow spider envenomations. Annals of emergency med. 16:2 Feb 87
(14) Clark R.F. Clinical presentation and treatment of black widow spider: a review of 163 cases; Annals of emergency med. 21:7, Juli 1992
15. Malley GF; Dart RC; Kufner EF successful treatment of
latrodectism after 90 hours correspondenc Massachusetts
Medical Society 1999 Vol. 340, Nr.8
16. Graudins A et al.: evidence for red-back spider anti-
venom by other widow-spiders
EAPCT Kongreß Amsterdam 2000 "
Sollte reichen!