Also Leuts
Ist zwar schon etwas spät aber ich muss hier kurz aufklären:
Es ist tatsächlich so, dass die landlebenden Arthropoden(also alle Gliederfüssler wie die Insekten, Spinnentiere, Hundertfüssler usw.) in ihrer Körpergrösse durch den derzeitigen Sauerstoffgehalt der Atmosphäre eingeschränkt sind. Das Atmundssystem der Tracheen ist im Vergleich z.B. zu jenem der landlebenden Wirbeltieren recht ineffizient.
Es wurde berechnet, dass das System der Tracheen beim derzeitigen Sauerstoffgehalt einen Organismus von maximal ca. 5 cm Körper
breite versorgen kann, was auch in etwa den grössten Arthropoden entspricht.
Um die Frage nach der Möglichkeit einer Zucht von Rieseninsekten in einem abgeschlossenen System mit erhöhtem Sauerstoffgehalt zu klären, muss man in aller erster Linie einmal ein paar grundlegende Evolutionsmechanismen verstehen.
Schauen wir uns doch das einmal an einem konkreten, fiktiven Beispiel an:
Angenommen, du hast eine Kolonie von zB
Titanus giganteus(der grösste Käfer) in einem abgeschlossenen System mit erhöhtem Sauerstoffgehalt(sagen wir 30%), welcher den Tieren nicht schadet.
Die Tiere werden irgendwann Nachkommen haben, welche wie das bei der Reproduktion üblich ist eine gewisse genetische Variation aufweisen. Das heisst, einige der Nachkommen werden ev etwas grösser/kleiner als der Durchschnitt sein.
Bei
T. giganteus, welcher zurzeit in der Natur bei den heutigen atmosphärischen Gegebenheiten wohl die nahezu maximal mögliche Körpergrösse für einen Käfer besitzt, wären überdrurchschnittlich grosse Tiere in der Natur eher benachteiligt, weil sie sich einfach nicht gut genug mit Sauerstoff versorgen können.
In unserem Experiment wäre das nun anders, die übergrossen Tiere hätten das Problem mit der Sauerstoffversorgung nicht und könnten problemlos existieren.
Diese "Riesen" würden sich weiter vermehren und überdurchschnittlich grosse Nachkommen haben, von welchen wiederum einige speziell gross sein werden.
Jetzt angenommen, es existiert kein weiterer äussrer Selektionsdruck, so wirst du nach einiger Zeit, und damit meine ich nach mehreren tausend bis hunderttausend Jahren, eine Kolonie von
T. giganteus haben, in welchen einige Exemplare deutlich grösser als alle anderen sind.
Dies allein aus der Tatsache, dass du bei jeder Generation eine gewisse Variation in der Körpergrösse der Tiere hast und die Grenze nach oben nicht durch den Sauerstoffgehalt gesetzt ist. Das kannst du natürlich beschleunigen, wenn du stets nur die übergrossen Exemplare für die weitere Reproduktion verwendest.
Treibst du das Spielchen noch einige Millionen Jahre weiter, wirst du ev. irgendwann die gesuchten Rieseninsekten vor dir haben.
Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass die Evolution nicht gerichtet abläuft, also die Insekten nicht automatisch grösser werden, wenn der Sauerstoffgehalt erhöht wird.
Du eliminierst lediglich das Selektionskriterium, welches die Körpergrösse durch den geringen Sauerstoffgehalt begrenzt. Das heisst du erhöhst die Wahrscheinlichkeit, das auch besonders grosse Insekten überleben und sich reproduzieren können.
Soweit die zeitaufwändige Methode.
Du kannst natürlich auch jene Gene das Käfers entschlüsseln, welche für sein Körperwachstum verantwortlich sind. Diese kannst du dann so verändern, dass ein übernatürlich grosser Riesenkäfer entsteht, welcher bei den natürlichen atmosphärischen Verhältnissen nicht überleben könnte, wohl jedoch in deinem abgeriegelten Versuchslabor.
Das wäre theoretisch und praktisch machbar, allerdings wie gesagt recht nutzlos und wurde deshalb meines Wissens nach noch nie durchgeführt.
Zumindest wäre das innerhalb der Zeitspanne eines Menschenlebens durchführbar.
So ich hoffe ich konnte die Frage einigermassen beantworten, sorry für den Roman... bin in meinem Element
Liebe Grüsse