War lange nicht mehr hier im Forum unterwegs und habe mich gerade in dem Thread hier umgesehen - und das Thema ist sehr interessant finde ich. Naja, als Biostudent und freiberuflicher Möchtegern-Klugscheißer :evilgrin: möchte ich auch mal meinen Senf dazu geben, und bin gespannt ob und was ihr dazu sagt. Aaaaaaalso...
Gehen wir mal von einem warmblütigen Wirbeltier aus. Was ist dort die humanste Methode z.B. einen Hamster zu töten, wenn man nicht die Möglichkeiten eines Tierarztes hat? Köpfen. Warum? Beim Köpfen wird - wenn richtig ausgeführt - der Hirnstamm zerstört, der den Ablauf der integralsten neurologischen Funktionen koordiniert wie etwa Herzschlag, Atmung, Bewusstsein, Empfindung. All diese Funktionen werden innerhalb von Sekunden gestopt. Den Rest regelt die Unterversorgung mit Sauerstoff während das Tier sowieso bewusstlos ist. Ähnliches kann passieren wenn bestimmte Nervenzentren durch mechanische Überbelastung überreizt werden, z.B. der Solar Plexus beim Menschen. Eine zu starker Schlag und er führt zum Reflextod.
Und die Vogelspinne? Bei ihr sehe ich zwei wesentliche Unterschiede, die auch die Auswahl der Tötungsmethode stark beeinflussen:
1. Das Nervensystem einer Vogelspinne ist wesentlich schwächer entwickelt, als das von Wirbeltieren. Der Hinterleib eines Mantidenmänchens führt die Begattungsbewegungen auch dann noch weiter aus, wenn der Oberleib bereits vom Weibchen verspeist wurde. Denn die Ganglien des Hinterleibs sind immer noch aktiv, was auch mit 2. zusammenhängt.
Das Nervensystem einer Vogelspinne ist zwar nicht so stark über den Körper verteilt wie das Strickleiternervensystem von Insekten, aber dennoch immer noch recht stark fragmentiert. Das durchtrennen des Petiolus führt also nicht analog zum Hamster, zum sofortigen Tod, da die Akkumulierung des Nervensystems zu spezifischen Gebieten, mit spezifischen Funktionen weitweniger ausgeprägt ist. Auch ein Stich in das Prosoma kann also nicht so gezielt ausgeführt werden, dass er exakt ein Nervenzentrum trifft, dessen Zerstörung zu sofortigen Tod führt (wenn so ein klar begrenztes Gebiet bei Vogelspinnen überhaupt existiert).
2. Vogelspinnen sind Kaltblüter. Ihre Stoffwechsel arbeitet wesentlich langsamer als der von Warmblütern, da keine evolutive Spezialisierung der Stoffwechselvorgänge an ein sehr begrenztes Temperaturfenster möglich ist. Was bedeutet das für die Tötung? Der Prozess des Sterbens mit seinem finalen Stadium, dem Todes, vollzieht sich wesentlich langsamer, da auch dieser Prozess auf Stoffwechselvorgängen basiert. Warum kann man eine Spinne wohl mit einer vollen Dröhnung CO² nur betäuben? Weil sich auch der Verbrauch von Sauerstoff so langsam vollzieht, dass das CO² nur eine Betäubung hervorruft, und erst bei viel längerer und/oder intensiverer Exposition lebensbedrohlich wird.
Mein Fazit: Die wohl beste Methode aus meiner Sicht ist die Betäubung mit CO² und das anschließende Zermatschen. Die Spinne bekommt am wenigsten mit, und das Nervensystem wird sofort komplett zerstört.
Sicherlich gäbe es für das eigentliche Töten eine bessere Möglicheit. Nur welche? Wie einen Hamster kann man eine Vogelspinne betäuben, wenn auch auf andere Weise. Aber das Einschläfern von Wirbeltieren wird meist über eine Überdosis Kalium erreicht, die zum Herzstillstand führt und damit über abrupte Sauerstoffunterversorgung zum Hirntod, und dann auch zu Absterben des restlichen Gewebes. Aber wie das bei einer Vogelspinne tun? Eine Spritze würde die Spinne wohl auch in betäubten Zustand mitkriegen, da die Betäubung nicht so intensiv wie bei Warmblütern ist. Vielleicht ein Mittel, dass man ihnen ins Labium tropft? Stychnin? Blausäure? Keine Ahnung ob das ginge...
Puh... das war lang.
LG Binary Saw