Etwas komplexere Schlangenfrage

Diskutiere Etwas komplexere Schlangenfrage im Plauderecke Forum im Bereich Community; Hallo, sind hier versierte Schlangenhalter unterwegs? Ich frage wohl auch mal noch in einem Schlangenforum um Rat... Die Tierrettung brachte...
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #1
Tina M.

Tina M.

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Hallo,

sind hier versierte Schlangenhalter unterwegs?
Ich frage wohl auch mal noch in einem Schlangenforum um Rat...

Die Tierrettung brachte mir die Tage eine junge Ringelnatter mit einseitig gebrochenem Unterkiefer; die gebrochene Hälfte war quasi umgeklappt.
Es ist keine Zunge mehr vorhanden.

Schade um das tolle Tier; drum versuchte meine Tierärztin, den Kiefer mittels aussen liegender Drahtkonstruktion in Kieferform, an den der Unterkiefer fixiert wurde, zu stabilisieren in der Hoffnung, es wächst zusammen.

Kann das Tier ohne Zunge überhaupt in der Natur überleben und Beute jagen?

Falls nein-ist die Haltung einer Ringelnatter in einem gut strukturierten, grossen Terrarium vertretbar sowie weiterführend eine ggf.notwendige lebenslange Zwangsernährung?

Zwangsfüttern: ich habe schon etliche Schlangen mit Totfutter zwangsfüttern müssen, aber die Ringelnatter müsste ich bis die Konstruktion ab ist flüssig ernähren (2 bis 3 Wochen)....der Ernährungszustand ist gut. Die Zeit überbrücken und gar nichts tun, oder füttern?

Kann man Schlangen mit bspw. Carnivore care ernähren, oder braucht es eine Magensonde?
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #2
M4NTIX

M4NTIX

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Hallo Mum,

mit Ringelnattern kenne ich mich leider nicht aus aber zum Thema "Zwangsernährung" kenne ich die Pinky Pump, eine Art Spritze mit eingebautem Häcksler in die du tote Pinkys steckst. Klingt ein bisschen eklig aber soll wohl ganz gut funktionieren hab ich mir sagen lassen.

Liebe Grüße
Tim
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #3
Nix

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Hallo
Deine kleine schafft es problemlos die Wochen mit dem Konstrukt ohne Futter, meine hat schonmal 2 Monate nichts gefressen.
Danach einfach mal versuchen normal zu füttern, sollte eigentlich funktionieren.
Mfg
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #4
Tina M.

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Und die fehlende Zunge stört das Tier in der Zukunft nicht? Geruchsaufnahme etc.?
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #5
blaue eliese

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Hallo,

Ich sehe das ein wenig kritisch mit der Schlange.
Die Zunge ist mit das wichtigste Organ für das Tier um in freier Wildbahn Beute machen zu können. Ein wieder aussetzen ist wohl damit nicht möglich. Desweiteren ist die Ringelnatter in Deutschland streng geschützt, so dass Du für die dauerhafte Haltung des Tieres eine Genehmigung brauchen wirst.
Ob sie in Gefangenschaft ohne Zunge in der Lage sein wird ihr Futter zu finden weiß ich nicht. Zumindest mit lebender Beute könnte es eventuell schwierig werden. Ich habe auch keine Ahnung, ob die totes Futter akzeptieren wird. Das kann man nur ausprobieren.
Bloß ob das dann noch lebenswert ist?
Falls Du zu dem Entschluß kommen solltest sie zu behalten und die Fütterung in Zukunft funktioniert, denk daran, dass die wirklich viel Platz braucht. Klettermöglichkeiten und ein Wasserteil sind Pflicht. Zu bedenken ist auch die nötige Winterruhe, die bereits ab Oktober langsam eingeleitet werden muss. Außerdem ernähren die sich in der Natur viel von Amphibien und Fischen. Natürlich auch Kleinsäuger.

Der gebrochene Kiefer sollte eigentlich kein Problem darstellen. Ich denke, das es bei gutem Ernährungszustand eigentlich nicht schlimm sein sollte, wenn die in den 2-3 Wochen nicht frisst.
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #6
Tina M.

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Hi,

danke für Deine Einschätzung.
So in Etwa denke ich mir das auch.
Die Haltung - rein was die Genehmigung angeht - wäre machbar, das Tier kommt auf Anraten vom Landesamt zu mir.
Das ist aber nicht das Problem, sondern wie Du schon sagst eher, dass ich auch befürchte, dass die Natter nie mehr ausgewildert werden könnte. Und ich sehe der Haltung in Gefangenschaft auch sehr kritisch entgegen.
Bin sehr zwiegespalten, was ich mit dem Tier machen soll :|
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #7
Aki1

Aki1

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Naja, da ist man schon im Gewissenskonflikt.
Aber ich sag mal so als Denkanstoß, in der Natur hätte das Tier nicht mehr allzu lange überlebt. Der nächste Predator hätte sich der Sache angenommen.
Ich denke, man muß nicht mit aller Gewalt Leben retten, auch wenn es um jedes Leid tut.
Ich wüßte, was ich mit dem Tier machen würde, aber ich würde anderen meine Meinung nicht aufzwingen. Letztendlich ist es deine Entscheidung.
Aber wie auch Eliese schon hinterfragte, "ist dieses Leben noch lebenswert?"
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #8
Tina M.

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Du hast recht Aki,

aber müsste man sich diese Frage nicht theoretisch bei jedem Terrarientier stellen, welches man so einsperrt?

Ich bin sehr mit mir am hadern.
Um jeden Preis am Leben erhalten ist nicht schön, das auf jeden Fall.
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #9
theraphosa71

theraphosa71

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Moin Moin

Die wahrscheinlich einzige Frage ist ob sie schnell oder langsam sterben soll.
Gefangene Tiere dieser Art sterben in der Regel in Terrarien,es sei denn die wurden sehr früh nach dem Schlupf gefangen.
Auswildern würde zum Verhungern führen,da die Tiere den Gesichtssinn erst auf sehr kurze Distanz zum jagen nutzen. Praktisch erst zum Angriff und seiner Vorbereitung. Das Finden der Beute und die Annäherung geschieht über die Zunge.
In Gefangenschaft stellt sich das gleiche Problem in anderer Form dar. Das Tier an totes Futter zu gewöhnen ist kaum noch möglich und Mäuse verdoppeln das Problem. Über den Fang von Amphibien brauchen wir wohl nicht reden.
Zwangsfütterung ist zwar bei Schlangen technisch recht einfach zu bewerkstelligen aber was leicht runter geht geht sehr oft genauso leicht wieder hoch. Statt dem Tier also Energie zuzuführen verschwendet man noch welche. Das ist Teil dessen was (wilde) Natrix im Terrarium so schlecht haltbar macht.

Dazu kommt das diese Art alles andere als stationär ist,die machen ordentlich Meter. Solch aktive Tiere haben in Terrarien meiner Meinung nach ohnehin nichts verloren.
Das Tier wird zu 95% sterben,egal ob drinnen oder draussen. Drinnen sehe ich diese vielleicht 5% Chance aber ob man auf die hoffen sollte? Das Ergebnis wäre dann nur der noch langsamere qualvolle Tod.
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #10
blaue eliese

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Heho,

Ich glaube, je mehr Zeit Du in das Tier investierst, um so schwerer wird es für Dich, eine wirklich objektive Entscheidung zu Gunsten des Tieres zu treffen. So richtig verstehen kann ich auch nicht, warum Deine Tierärztin da nicht Vernunft vor Gefühl gestellt hat und unbedingt diesen Kiefer richten musste. Sie hätte Dir diese Entscheidung eigentlich abnehmen müssen.
Jetzt ist bei Dir sicher bereits eine emotionale Bindung vorhanden und ich kann mir gut vorstellen, wie es Dir jetzt geht.
Ich habe solche Entscheidungen leider selbst oft genug treffen müssen (Ich halte zum Beispiel nichts davon einen querschnittsgelähmten Igel dauerhaft zu behalten, oder eine Krähe, deren Flügel im Gelenk gebrochen war, die nie wieder hätte fliegen können)
Ich habe mich oben eigentlich recht vorsichtig ausgedrückt und finde es super, dass die Diskussion hier so ruhig geführt wird.
Ich hoffe das bleibt so.
In diesem Sinne: meine Empfehlung wäre das Tier erlösen zu lassen.

Alles Gute
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #11
Tina M.

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Ich habe grundprinzipiell kein Problem damit, solche Entscheidungen zu treffen, wenn ich weiss, dass ich damit das Leiden eines Tieres beenden kann, insbesondere dann nicht, wenn es sich um Wildtiere handelt.

Aber im Falle dieser Natter war mir dies, als die Entscheidung "Kiefer richten" fiel, nicht bewusst.
Man muss dazu sagen, dass wir zwar eine wunderbare Tierärztin haben, diese aber keine Reptilienfachfrau ist und sich sicherlich auch nicht bewusst darüber war, was die fehlende Zunge für das Tier bedeutet.
Gerade sie ist eigentlich diejenige, auf deren Rat ich immer vertraue, wenn es um die Frage geht, erlösen oder versuchen.

Eine emotionale Bindung habe ich keine zu dem Tier aufgebaut, das wäre nicht maßgebend für eine Entscheidung.

Da das Kind nun aber mit der erfolgten Kieferrichtung sowieso schon in den Brunnen gefallen ist, habe ich mich für folgende Lösung entschieden:

Zum momentanen Zeitpunkt quält das Tier sich nicht, ist lediglich etwas gehandicapt wegen der Schiene und ansonsten sehr aktiv und munter.
Ich warte, bis diese ab ist und wir sehen, wie die Beweglichkeit des Kiefers wiederhergestellt ist.
Wenn das zufriedenstellend ist, möchte ich testen, ob sie frisst, tot wie lebendig.

WENN das Tier fressen wird und somit gewährleistet wäre, dass es zumindest mit Hilfestellung selbstständig leben kann, dann habe ich jemanden, der ein Freiluftterrarium für Nattern mit knapp 20 m besitzt, in dem bereits mehrere Ringelnattern leben, die aus diversen Gründen nicht mehr draussen leben können.
Dort sind offenbar schon mehrere Tiere untergebracht, die über das Landesamt für Natur-und Umweltschutz dorthin kamen.

Ich denke, das wäre eine Lösung, mit der auch das Tier vernünftig leben könnte, immer vorausgesetzt, sie wird selbstständig fressen.

Von solchen Dingen wie Zwangsfütterung und Terrarienhaltung weiche ich ab. Dann wird sie erlöst.

Wahrscheinlich wird es sich so darstellen, wie Theraphosa es schön beschrieben hat.
Ich würde es aber gerne ausprobieren. Wenn sich herausstellt, dass sie es doch schafft, auf kontrolliertem Raum selbstständig tot oder lebendig zu fressen, dann würde ich mich für das Tier freuen.
 
  • Etwas komplexere Schlangenfrage Beitrag #12
Tina M.

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AW: Etwas komplexere Schlangenfrage

Ein guter Freund ist Anästhesist in einer Tierklinik; er hat für mich (bzw.für die Natter) einen Fachtierarzt für Reptilien aus München zu Rate gezogen, der auch Schriftführer einer Auffangstation ist.

So ganz aussichtslos scheint das Ganze nach seiner Einschätzung nicht zu sein.

Hier mal die relevanten Textauszüge der Antwortmail:

vielen Dank für ihre Nachricht.

Wir bekommen auch des öfteren Fund Schlangen mit Traumta im Kopf bereich.

Die Prognose ist meist eher vorsichtig.

Positiv ist, dass Schlangen eine ganze Zeit ohen Futter überdauern können, somit der Kiefer längere Zeit immobilisiert werden kann.

Die Flüssigkeitsaufnahme funktioniert meistens noch, bzw man muss sie zwangs tränken.

Auch das Fressen kann sogar mit nur noch teilweise vorhandenem Unterkiefer noch funktionieren.

Wir hatten eine Ringelnatter hier, der wir den Unterkiefer teilweise netfernen mussten. Sie hat danach denoch weiter fressen können.

Ob sie wieder in die Natur entlassen werden kann ist aber fraglich.

Wegen der Zunge: Wir haben eine Erdnatter hier sitzen, die seit ca 2 Jahren ohen Zunge sehr gut zurecht kommt.

Sie frisst ohne Probleme.

Man muss bei dem Wildtiere dann sehen, ob es auch in der Natur wieder ohne Probleme zurechtkommen kann.

Dies sollte man aber erst später entscheiden.

Viel Erfolg bei der weiteren Therapie.

.
 
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