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trichter
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Quelle: Spiegel Online
Link:http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,254516,00.html
Hinweis durch: Arachno Mailingliste
Sudden Death beim Sex
Von Marcus Anhäuser
Vielen Spinnenmännchen schlägt nach dem Sex das letzte Stündlein: Sie
dienen ihrer Partnerin als Snack danach. Bei einer Art, so berichten
Forscher, kommen sie ihrer Ermordung jedoch per Freitod zuvor.
Nach der Paarung gehen Spinnenweibchen, das ist bekannt, nicht
zimperlich mit ihrem Auserwählten um. Bei manchen Arten entkommen die
Männchen den Klauen ihrer Partnerinnen mit knapper Not, bei anderen
sind sie fester Bestandteil des Speiseplans. Aufopferungsvoll geben
sie sich dann dem Weibchen nach dem Paarungsakt hin: Die Gattin tötet
und verspeist den Vater ihrer Kinder.
Bei der Wespenspinnenart Argiope aurantia braucht das Weibchen nicht
einmal selbst Hand anlegen: Das Männchen stirbt beim Sex ohne äußere
Einwirkung einen "Sudden Death", wie der deutsche Biologe Matthias
Foellmer von der kanadischen Concordia University in Montreal
gemeinsam mit seiner Kollegin Daphne Fairbairn experimentell
nachgewiesen hat.
"Bisher hatte es nur Anekdoten zu diesem Verhalten gegeben", schreiben
die Wissenschaftler in den "Biology Letters" der britischen Royal
Society. Foellmer und Fairbairn beobachteten die Radnetzspinnen bei
der Paarung auf der Wiese und im Labor und bannten den vorauseilenden
Gehorsam der Argiope-Männchen auf Video.
Die deutlich kleineren Männchen krabbeln, so enthüllte das
Bildmaterial, bei der Paarung unter das Weibchen und setzen den ersten
Taster, den Pedipalpus, in die Genitalöffnung. Sobald der zweite
Taster eingeführt ist, verfallen sie innerhalb von Sekunden in eine
Totenstellung mit angewinkelten Beinen. "Dann reagiert das Tier nicht
mehr, und das Herz hört spätestens nach fünfzehn Minuten auf zu
schlagen", so die Forscher.
Das Weibchen hat zu dieser Zeit meist ganz andere Probleme: Bei drei
von fünf Paarungen befindet es sich kurz vor der letzten Häutung. Erst
nach rund 20 Minuten kann sich die Spinnenfrau dem toten Körper an
ihrer Unterseite widmen und sich daraus ein Lunchpaket schnüren. "Sie
frisst es nicht sofort, wahrscheinlich weil ihr Körper nach der
Häutung noch nicht ausgehärtet ist."
Dass die Weibchen nichts mit dem Dahinscheiden ihrer Auserwählten zu
tun haben, bewies ein Männchen, das sich im Partner geirrt hatte.
Statt eines Spinnenweibchens versuchte der Verwirrte, den Kadaver
eines im Netz hängenden Mehlwurms zu begatten. Sobald er den zweiten
Taster in die Leiche gestoßen hatte, ereilte ihn der Tod. Ein Weibchen
war weit und breit nicht zu sehen.
"Das Einführen des zweiten Pedipalpus löst im Körper einen
physiologischen Prozess aus, der letztlich zum Tod führt", erklären
Foellmer und Fairbairn. Ihre These belegten die beiden auch mit
Experimenten, bei denen sie einigen Tieren die Taster entfernten oder
die Männchen kurz nach Einführen des zweiten Tasters vom Weibchen
trennten.
Der spontane Freitod macht aus evolutionsbiologischer Sicht durchaus
Sinn. Zum einen könnte sich das Männchen der künftigen Spinnenmutter
als Speiseopfer darbieten, um die Qualität der gemeinsamen Nachkommen
zu steigern. Doch das ist, vermuten die Forscher, bei der bescheidenen
Größe des Todeskavaliers "sicher nicht der Hauptgrund". Allerdings
könnte er so seine Chancen auf eine Vaterschaft erhöhen: "Der tote
Partner", so der Expertenverdacht, "dient als
Ganzkörper-Paarungspfropf."
Noch mit dem letzten Atemzug blockiert der Lebensmüde die weibliche
Genitalöffnung - ein Verhalten, das auch von manchen Insekten bekannt
ist. Mit dem finalen Körpereinsatz verhindern die Spinnenmännchen,
dass am Netzrand lauernde Konkurrenten zur Paarung kommen. Foellmer
und Fairbairn: "Nur in drei von elf Fällen gelang es einem anderen
Männchen überhaupt, den toten Körper des Konkurrenten abzuziehen."
Link:http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,254516,00.html
Hinweis durch: Arachno Mailingliste
Sudden Death beim Sex
Von Marcus Anhäuser
Vielen Spinnenmännchen schlägt nach dem Sex das letzte Stündlein: Sie
dienen ihrer Partnerin als Snack danach. Bei einer Art, so berichten
Forscher, kommen sie ihrer Ermordung jedoch per Freitod zuvor.
Nach der Paarung gehen Spinnenweibchen, das ist bekannt, nicht
zimperlich mit ihrem Auserwählten um. Bei manchen Arten entkommen die
Männchen den Klauen ihrer Partnerinnen mit knapper Not, bei anderen
sind sie fester Bestandteil des Speiseplans. Aufopferungsvoll geben
sie sich dann dem Weibchen nach dem Paarungsakt hin: Die Gattin tötet
und verspeist den Vater ihrer Kinder.
Bei der Wespenspinnenart Argiope aurantia braucht das Weibchen nicht
einmal selbst Hand anlegen: Das Männchen stirbt beim Sex ohne äußere
Einwirkung einen "Sudden Death", wie der deutsche Biologe Matthias
Foellmer von der kanadischen Concordia University in Montreal
gemeinsam mit seiner Kollegin Daphne Fairbairn experimentell
nachgewiesen hat.
"Bisher hatte es nur Anekdoten zu diesem Verhalten gegeben", schreiben
die Wissenschaftler in den "Biology Letters" der britischen Royal
Society. Foellmer und Fairbairn beobachteten die Radnetzspinnen bei
der Paarung auf der Wiese und im Labor und bannten den vorauseilenden
Gehorsam der Argiope-Männchen auf Video.
Die deutlich kleineren Männchen krabbeln, so enthüllte das
Bildmaterial, bei der Paarung unter das Weibchen und setzen den ersten
Taster, den Pedipalpus, in die Genitalöffnung. Sobald der zweite
Taster eingeführt ist, verfallen sie innerhalb von Sekunden in eine
Totenstellung mit angewinkelten Beinen. "Dann reagiert das Tier nicht
mehr, und das Herz hört spätestens nach fünfzehn Minuten auf zu
schlagen", so die Forscher.
Das Weibchen hat zu dieser Zeit meist ganz andere Probleme: Bei drei
von fünf Paarungen befindet es sich kurz vor der letzten Häutung. Erst
nach rund 20 Minuten kann sich die Spinnenfrau dem toten Körper an
ihrer Unterseite widmen und sich daraus ein Lunchpaket schnüren. "Sie
frisst es nicht sofort, wahrscheinlich weil ihr Körper nach der
Häutung noch nicht ausgehärtet ist."
Dass die Weibchen nichts mit dem Dahinscheiden ihrer Auserwählten zu
tun haben, bewies ein Männchen, das sich im Partner geirrt hatte.
Statt eines Spinnenweibchens versuchte der Verwirrte, den Kadaver
eines im Netz hängenden Mehlwurms zu begatten. Sobald er den zweiten
Taster in die Leiche gestoßen hatte, ereilte ihn der Tod. Ein Weibchen
war weit und breit nicht zu sehen.
"Das Einführen des zweiten Pedipalpus löst im Körper einen
physiologischen Prozess aus, der letztlich zum Tod führt", erklären
Foellmer und Fairbairn. Ihre These belegten die beiden auch mit
Experimenten, bei denen sie einigen Tieren die Taster entfernten oder
die Männchen kurz nach Einführen des zweiten Tasters vom Weibchen
trennten.
Der spontane Freitod macht aus evolutionsbiologischer Sicht durchaus
Sinn. Zum einen könnte sich das Männchen der künftigen Spinnenmutter
als Speiseopfer darbieten, um die Qualität der gemeinsamen Nachkommen
zu steigern. Doch das ist, vermuten die Forscher, bei der bescheidenen
Größe des Todeskavaliers "sicher nicht der Hauptgrund". Allerdings
könnte er so seine Chancen auf eine Vaterschaft erhöhen: "Der tote
Partner", so der Expertenverdacht, "dient als
Ganzkörper-Paarungspfropf."
Noch mit dem letzten Atemzug blockiert der Lebensmüde die weibliche
Genitalöffnung - ein Verhalten, das auch von manchen Insekten bekannt
ist. Mit dem finalen Körpereinsatz verhindern die Spinnenmännchen,
dass am Netzrand lauernde Konkurrenten zur Paarung kommen. Foellmer
und Fairbairn: "Nur in drei von elf Fällen gelang es einem anderen
Männchen überhaupt, den toten Körper des Konkurrenten abzuziehen."