Hallo.
Ich bin "nebenher" auch Solifugenhalter und bin gerade dabei, mich primär auf die großen Arten wie Galeodes
granti zu spezialisieren und muß sagen, daß es vom Verhalten ehr die absolut interessantesten Arachniden sind, die ich je gehalten habe.
Zur Zeit sammle ich erstmal erfahrung, mein Fernziel ist die (leider sehr komplizierte) Nachzucht, die wohl in Deutschland bereits gelungen sein soll.
Leider existieren in der Szene krasse Vorurteile im Sinne von "unhaltbar", die aber wohl meistens von Leuten stammen, die es nie probiert, bzw alles falsch gemacht haben.
Kurz zur Aufklärung:
Es stimmt, daß die Tiere einen kurzen Lebensyklus haben, aber das macht sie ja an sich noch nicht zu schlechten Pfleglingen. Man muß sich halt klar sein, das, wenn man ein bereits mittelgroßes Tier erwirbt, man nur Monate Freude daran haben wird. Aber erstens hat die Natur das hier nunmal einfach so eingerichtet und zweitens haben es diese paar Monate wirklich in sich.
Es stimmt auch nicht, daß Solifugen den ganzen Tag wie blöde rumrennen, hyperaktiv gegen die Scheiben knallen und in der Natur am liebsten wie eine Herde junger Wildpferde neben Army-Jeeps herrennen.
Zwar begeben sie sich zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten (die sie geradezu bürokratisch einhalten) auf Streifzüge, allerdings eher in normaler Geschwindigkeit, etwa wie ein flotter Skorpion auf der Pirsch.
Ihre berüchtigten hysterischen "Rennanfälle" bekommen sie nur bei massiver, wiederholter Störung und die haben daher nichts mit erhöhtem Platzbedarf zu tun, sondern damit, daß sich das Tier erschreckt hat.
Wie die meißten Lauf-Arachniden haben Walzenspinnen ein starkes Schutzbedürfnis und hängen nur dann zappelnd am Deckel, wenn das Terrarium diesem Bedürfnis nicht gerecht wird. Eine abwechslungsreiche Einrichtung mit vielen Versteckmöglichkeiten ist hier sinnvoll und so kann man auch große Solifugen in Becken mit 60cm Länge halten.
In bestimmten Lebensphasen (Häutung, Eiablage) graben sich viele Arten sogar über Wochen ein und sind im Terrarium wie weggezaubert.
Dritter Punkt ist die Aggresivität. Solifugen lassen sich in der Tat nichts gefallen. Wenn man sie stört, dann flüchten sie nicht, sondern kommen furchtlos an, drohen und beißen mitunter fest zu.
Ich habe einen Selbstversuch durchgeführt und mich von einer adulten Granti beißen lassen und kann nur sagen, daß es zwar weh tut und ordentlich kneift, aber alle Horrormeldungen völliger Unsinn sind.
Sei beißenw irklich nur, wenn man ihnen einen Grund gibt und wenn man es geschickt anstellt, kann man Solifugen sogar in Ausnahmefällen auf die Hand nehmen wie einen P. imperator.
Vor einer Blondie hab ich mehr Respekt.