Liebe/r spiderslaw,
da man nicht nur positive Reaktionen auf eine solche Sendung erwarten kann, freue ich mich, dass Du Deinen Unmut öffentlich kundtust.
Allerdings möchte ich das auch nicht unkommentiert stehen lassen, da es zum einen unfair der DeArGe gegenüber ist und zum anderen gegenüber den Leuten, die die Sendung gemacht haben.
Da ich mich in meinem letzten Posting wohl etwas mißverständlich ausgedrückt habe, möchte ich nochmal herausstellen, dass es mir nicht darum ging mögliche Fehler im Fernsehen zu entschuldigen sondern Ursachen für mögliche Fehler aufzuzeigen. Normalerweise sind die Redakteure und der größte Teil des Publikums ja keine (Vogel)spinnen-Experte und so ist es für beide eher unwichtig (um es überspitzt auszudrücken), ob es da nun eine andere große braune Spinne (T.blondi) gibt, die so ähnlich heißt wie das Tier im Bericht (T.apophysis). Und noch uninteressanter ist (für diese Leute) dann natürlich, wenn man anfängt taxonomische Merkmale aufzuzählen und nur noch mit Fachausdrücken um sich wirft. Bei den Tiersendungen sollte man immer im Hinterkopf haben, dass das Programm für interessierte Laien und nicht für wissenschaftliche Fachkollegen gemacht wird. Dem "normalen" Zuschauer sollte es also möglich sein die Sendung ohne das Hinzuziehen von Fachliteratur zu verfolgen.
Oder wüßtest Du sofort, dass bei den Cnidaria das Manubrium an der Subumbrella ansetzt? Wird aber vom Ansetzen des Mundrohrs auf der Unterseite des Schirms bei Quallen gesprochen kann man sich das Ganze schon wieder ein bißchen besser vorstellen. Demnach wäre also die Vereinfachung von Inhalten eine Quelle für Fehler, das andere wären aber schlichte Übersetzungsfehler oder gar Falschinformationen. Letzteres geschieht gerade dann, wenn man Texte nicht nochmal von Experten auf dem jeweiligen Gebiet (außerhalb der Redaktion) durchsehen lässt.
Ein bekannter (Übersetzungs)Fehler ist ja immer noch das englische "tarantula" als "Tarantel" zu übersetzen. Was aber durch das Lesen eines aktuellen Buchs über Vogelspinnen von vorneherein hätte vermieden werden können. Dies hängt natürlich auch mal wieder von Geld und Zeit ab, ob man einen Text auf Richtigkeit von einem Fachmann prüfen lassen kann, nachdem der Text schon von einem Übersetzungsbüro bearbeitet wurde. Meist wird dann auf den Fachmann verzichtet, da dies zu lange dauert und somit wieder Geld kostet.
Demnach gibt es einige Quellen für sachliche Fehler in Tiersendungen, die ich versucht habe aufzuzeigen, d.h. aber lange noch nicht, dass ich diese Fehler gut finde bzw. diese unter den Tisch gekehrt werden sollten. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Redakteuren bei VOX hoffe ich aber solche Fehler bei den Sendungen, wo ich mitwirke zu vermeiden. Also ganz im Sinne der DeArGe.
Zum ersten Punkt kann ich sagen, dass die Sendung eigentlich für frühestens Herbst geplant war, so dass es noch genügend Zeit gewesen wäre die Spinne zu beschreiben bevor die Sendung ausgestrahlt wurde.
Da die tierzeit aber deutlich früher lief war dies nicht mehr möglich und letztlich kann man die Schlussmoderation ja nicht nochmal nachdrehen. Übrigens war es nur die Schlussmoderation, wo der Name genannt wurde, weder mein Kollege Carlos noch ich haben den Artnamen im Bericht genannt. Natürlich haben wir aber quasi einen "Arbeitsnamen" den wir auch publizieren werden.
Beim zweiten Punkt habe ich mich vielleicht auch nicht ganz klar ausgedrückt. Es ging nicht darum, dass ich gezwungen wurde die Spinne zu essen sondern ich wollte diese auch probieren. Vielmehr als probieren war es ja auch nicht, schließlich haben Dirk und ich zwei Spinnenbeine gegessen. Die Familie hat den "Rest", immerhin 6 Beine + Körper, unter sich aufgeteilt. Da die Piaroa nicht wirklich viel, außer Spinne und ab und an mal ein Huhn, als Eiweißquelle haben, ist Theraphosa dort eine gewöhnliche Fleischbeilage, wie bei uns Schweine- oder Rindfleisch. Immerhin erschlagen die Piaroa die Tiere nicht einfach, wie dies bei den meisten Bauern dort unten geschieht.
Natürlich hätten das Team und ich gerne auch noch über T.blondi berichtet. Da die tierzeit aber keine BBC Produktion ist, die 3 Jahre Zeit und ein entsprechendes Budget hat, war dies zum einen nicht in der kurzen Zeit und anderen ohne größere Kosten möglich. Eine andere Sache ist auch, dass es für den "gewöhnlichen" Zuschauer einfach egal ist, wie die Spinne heißt und ob es eine ähnliche gibt. Falls Du Dich allerdings für eingehender mit Theraphosa beschäftigst, kennst Du vielleicht mein Buch aus der Reihe "Art für Art". Dort solltest Du Infos zu beiden Arten finden, die leider nicht im Fernsehen gezeigt werden konnten.
Ich hoffe mit meiner Antwort ein paar Mißverständnisse geklärt zu haben, ansonsten können wir auch gerne persönlich über verschiedene Dinge diskutieren (meine Email findest Du unten, wenn Du mir Deine Telefonnummer schickst, rufe ich gerne zurück).
Viele Grüße,
Boris