Hallo, Volker,
So, da bin ich also wieder - aus dem Urlaub zurück! Interessant, wie die Diskussion in meiner Abwesenheit so gelaufen ist. Da ich erst jetzt deine Stellungnahme vom 01.09.06, 6.20 Uhr lesen kann, halte ich es doch noch für nötig, auf ein paar Sachen einzugehen: Gerade, weil du mit Worten wie “verlogen“ etc. meine Ansichten bewertest und - deine Arroganz sucht wahrlich ihresgleichen - die für mich ernsthaften Gründe als “Argumentchen“ abstempelst:
Unser vergleichsweise reiche Industriestaat erlaubt mir sehr wohl, Tiere in die von dir beschriebenen Sparten einzuordnen: Die Freiheit nehme ich mir deshalb auch, die Vogelspinnen zu meinen Lieblingstieren zu machen. Als Freund dieser Tiere ist es für mich selbstverständlich, sie nicht zu essen. Eigentlich völlig klar, oder? Jemand, der keine Skrupel hat, eine bestimmte Sorte von Tieren (hier eben Spinnen) zu probieren, sollte sich daher niemals Spinnenfreund oder -Liebhaber nennen; allenfalls Spinnenforscher oder -Interessierter. Das grenzt nämlich eine emotionale Bindung zu dieser Tiergruppe aus. Mir braucht in einem “arachnophilia”-Forum niemand anzulasten, dass ich andere hier gängige Fleischgerichte nicht ablehne! -
Immerhin haben wir in dieser Zivilisation die größere Auswahl. Ganz anders die Piaroa-Indios: Deshalb mache ich denen entgegen deiner Annahme absolut keinen Vorwurf, dass sie Theraphosa blondi auf dem Speiseplan haben. Die Piaroa stehen ja auch zu den Spinnen als Nahrung und behaupten nicht, dass sie sie liebhaben und als Lieblingstiere favouritisieren. Dass Spinnen als Nahrung gelten und nicht grundsätzlich unantastbar sind, sehe ich voll ein: Wie oft machen meine Katzen Jagd auf vagabundierende Hausspinnen-Männer? Gerade jetzt, im Altweibersommer!! Ich mag meine Samtpfoten trotzdem, denn es gehört zu ihrem ureigensten Instinkten. - Doch der vielzitierte Herr Striffler begibt sich (sollte er sich selbst tatsächlich zu den Spinnenfreunden zählen) zweifellos in einen (auch noch vermeidbar gewesenen) Interessens-Konflikt, der von eingefleischten und konsequenten Spinnenfreunden nicht kritiklos hingenommen werden kann. Wäre Herr Striffler in der Rolle als Völkerkundler bei den Piaroa gewesen, hätte das aktiv miterlebte Vogelspinnen-Essen eine ganz andere Wirkung gehabt: Das Sich-Identifizieren mit anderen Kulturen im Rahmen der hierzu gehörenden Forschung.
Katzen und Spinnen würde ich nur dann essen, wenn ich keine andere Wahl hätte und sonst verhungern müsste (Selbsterhaltungstrieb) - aber nicht, wenn ich die freie Auswahl treffen kann! Genau aus diesem Grund finde ich Herrn Strifflers “tierzeit”-Aktion erniedrigend für die Tiere, denen er in der DeArGe vorsteht. - Übrigens: Erstaunlich, dass ich nach meiner 2. Ausführung vom 25.08.06 an Herrn Striffler total vergeblich auf eine erneute Stellungnahme zu seiner Verteidigung warten stattdessen alle möglichen Buh-Rufe gegen meinen Text hinnehmen musste: Als “Arachnophiler” (nicht Arachnologe!) lege ich mit Leidenschaft ein gutes Wort für die Vogelspinnen ein und werde dafür wie ein Aussätziger behandelt! - Es erstaunt und erschreckt mich zugleich, dass die Mitdiskutierer sich so fressfeindlich zu ihren Terri-Bewohnern äußern. Keiner weiss daher mit dem Begriff “Lieblingstier” etwas anzufangen.
Und Volker: Als absolut “verlogen” empfinde ich dein Seufzen: Du kannst dich an die von dir gehaltenen Vogelspinnen allenfalls gewöhnen aber sie mit Sicherheit nicht lieb haben; sonst würdest du sie nicht nach allen Regeln der Systematik abtöten! Habe ja die seitenlangen Unterhaltungen hierzu auch gelesen… vor zwei Tagen nach Urlaubsrückkehr schon… Niemand zwingt speziell dich als angeblicher Spinnen-lieb-haber, diese taxonomischen Untersuchungen durchzuführen. Das ‘notwendige Abtöten‘, um die körperliche Struktur einer Spezies quasi “einzufrieren” besagt wieder einmal mehr die knallharte Devise: “Was nicht passt - wird passend gemacht”: Nein, ich muss mich nicht mit Wissenschaftlern wie Herrn Dr. Kreuels, dem ja auch von deiner Seite aus unbesehen ein guter Grund zum Absammeln der Wolfsspinnen eingeräumt wurde (was schon einmal mehr beweist, wie wenig zugänglich Skrupel gegenüber der unterlegenen Kreatur bei dir vorhanden ist!), kurzschließen: Arachnologen, die Spinnen abtöten, handeln rein sachlich und emotionslos. Das Bestreben immer wieder neue Arten zu analysieren macht sie blind, die Tiere als lebende und fühlende Wesen zu achten: Nein, einer Gehirnwäsche durch ein ‘aufschlussreiches’ Gespräch mit einem Taxonomen oder Biologen muss ich mich nicht unterziehen; die sog. Aufklärung würde mir nur mein Gewissen und etwaige Hemmschwellen gegenüber der unterlegenen Kreatur Spinne versuchen zu nehmen.
Und wenn ich immer dieses Gerede über die Systematik als nötiges Instrument im Rahmen des Naturschutzes höre… du und deine Arbeitskollegen seid schon so vernarrt in eure Binokular-Arbeiten, dass diese Forschung schon eine Art Ideologie für euch geworden ist! - Was ist da schon das Leben eines einzelnen Spinnchens wert, wenn’s um die Rettung der ganzen Welt geht! Har, har! Über diese “Zweck-heiligt-die-Mittel”-Formel muss ich vor Bitterkeit lachen: “Verlogen” nenne ich diese Natur- und Artenschützer, die da draußen exkursieren, alles an Krabbligen in Alkohol werfen (und wenn die letzten Vertreter einer Art im Konservierungs-Glas gelandet sind… macht’s auch nichs; sie wären eh ausgestorben!!!) meinen, eine Artenbestandsliste anfertigen zu müssen, um den Naturschutz-Behörden darzulegen, dass dies und das Gebiet unbedingt geschützt und nicht besiedelt etc. werden muss bzw. darf… doch dabei völlig vergessen, dass diese Aktionen ein winziger Tropfen auf den heißen Stein sind, denn: Wir haben den Kampf um unsere Natur längst verloren: Die Klimveränderungen sorgen schon für das vielfache Artensterben und Naturschutzgebiete erleiden die gleichen klimatischen neuen zerstörerischen Bedingungen sowie den sauren Regen, das Ozonloch etc.
Sei mal ganz ehrlich: Du freust dich doch auch über die Bequemlichkeiten der Zivilisation, wie PC und Internet, UMTS-Funk uvm. Und fragst nicht unter welchen Bedingungen diese Geräte hergestellt und später entsorgt werden, oder?! Und wie viele der hier postenden Spinnenhalter wären bereit, auf technische Vorzüge zu Gunsten der Um- und Tierwelt (Flugzeuge und Autos nicht zu vergessen), zu verzichten? -
Was das alles angeht, sind mir die Piaroa und auch andere Eingeborene tatsächlich die besseren Menschen: Sie sind bescheiden und angepasst an die Natur, leben mit und von ihr. Sie brauchen keine Hightech, Multimedia. - Für sie sind tatsächlich alle Tiere gleich und sie sind nicht so “verlogen” zu behaupten, die Spinnen würden ihnen besonders am Herzen liegen. Für sie sind sie Nahrung, wie andere Tiere auch. Deren Spinnenjagd ist eine unmittelbare Sache. -
Für alle Taxonomen und andere Spinnen-Sezierer hier ein Zitat, dass meine Frau von einer Katzen-Homepage notierte: “Wenn Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.“
So, mit diesen Worten ist für mich das Thema “tierzeit”-Gourmet nun beendet.
Vielleicht trifft man sich ja in einem anderen Thread wieder zu einem netteren Thema?! : - )
- spiderslaw2 -