Hallo zusammen,
vielleicht kurz etwas zum Alter der ursprünglichen Untersuchungen, denn die stammen schon aus den 1950er Jahren. Hier der genaue Titel einer der Grundlagenarbeiten:
WITT, P. N. (1956): Wirkung von Substanzen auf den Netzbau der Spinne als biologischer Test. Springer Verlag, Berlin 79 S.
Sucht man über
http://scholar.google.de/ mal nach dem Namen "Witt + spider + drugs", da kommen eine ganze Menge Artikel zu den verschiedensten Drogen.
Geht es um den Hintergrund der Experimente, dann finde ich folgende Zusammenfassung von Cohn & MacPhail (1996) sehr aufschlussreich:
Spiders can provide a useful model for studies on the sublethal behavioral effects of toxicants (42) because both the orb-weaving and ground-dwelling species can usually be maintained in the laboratory with little difficulty. As obligate predators, they will accumulate toxicants to which their prey were exposed. Spider behavior, moreover, is easily quantifiable into discrete units, and the web produced by orb-weavers can provide a "snapshot" of the current pharmacological (or toxicological) state of the animal (43). Interestingly, one of the few papers examining the sublethal effects of pesticides on spider behavior used spiders as prey rather than as predators. Everts et al. (44) exposed spiders of the Linyphiidae and Erigonidae families to deltamethrin, a synthetic pyrethroid insecticide. Three behavioral tests included walking speed, avoidance of unfavorable environmental conditions (excessive dryness), and avoidance of predators (Caribid beetles). Spiders exposed to 0.6 ng deltamethrin were slower and less successful in avoiding both the arid environment and the predatory beetles.
Den gesamten Artikel gibt es dazu hier:
http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1469593
Die wichtigen Zitate aus dem Artikel sind diese:
- 42.Christenson TE, Cohn J, Pokora MJ. Spiders as environmental monitors of heavy metals. Toxicologist 10:247 (1990).
43.Witt PN. Drugs alter web-building of spiders: a review and evaluation. Behav Sci 16:98 (1971).
44. Everts JW, Willemsen I, Stulp M, Simons L, Aukema B, Kammenga J. The toxic effects of deltamethrin on linyphiid and erigonid spiders in connection with ambient temperature, humidity, and predation. Arch Environ Contam Toxicol 20:20-24 (1991).
Also prinzipiell geht es bei den ganzen Drogenexperimenten mit Spinnen darum, dass man von der Wirkung auf andere Tiere, wie Spinnen, wieder zurück auf den Menschen schliessen will. Spinnen eignen sich in den Augen der Pharmakologen relativ gut, da sie "einfach" zu haltende Labortiere sind und die Drogen in exakter Dosierung oral verabreicht werden können. Der Pluspunkt für die Pharmakologie schlechthin ist, dass die Wirkung der verschiedenen Drogen sehr leicht anhand des Netzes abgelesen werden können. Was aus dem obigen Zitat von Cohn & MacPhail auch klar rauskommt ist, dass es nicht nur drumgeht "echte Drogen" sondern auch die Wirkung von Pestiziden auf die Predatoren (also die Spinnen und auch Vögel etc.) kann so abgeschätzt werden.
Hoffe das trägt ein bißchen zum Verständnis bei.
Viele Grüße,
Boris