Pterinochilus Murinus 3 Spinnen 3 Charaktere

[ragnar1]

So, jetzt habe ich nach x Jahren (endlich) wieder ein paar Vogelspinnen. Schon in meiner "ersten Phase" hatten mich mal Pterinochilus Murinus interessiert. Und seit gestern habe ich welche. Zuvor habe ich im Forum über diese Spinnen gelesen und war überrascht über die unterschiedlichen Aussagen über den "Charakter" dieser Art (Vielen Dank für die exzellenten Informationen des Forums!!!). Meine Töchter und ich hatten gestern ein paar nette Bastelstunden und haben 3 ähnliche Terrarien eingerichtet. Und meines ist nicht das Schönste.

3 Spinnen (KL zwischen 2 und 3,5 cm) vereinzelt in die Terrarien eingesetzt und gestaunt. Die Größte hat mich gleich in voller Pracht und Verteidigungsstellung begrüßt. Eine andere ist sofort in der vorgestochenen Höhle verschwunden und die andere war eher neugierig und hat erstmal die Gegend erkundet.

Aber nicht nur die Charaktere erscheinen mir unterschiedlich, sie halten sich auch in unterschiedlichen Höhen auf. Die eine in der Höhle, die andere quasi im Erdgeschoß am Fuße des Bäumchens und die andere ging sofort in die Höhe - auch im nicht übertragenen Sinn - und spann sich im oberen Stockwerk ein.

Da die Spinnen ein Geschenk waren, kann ich nicht sagen, ob die quasi Geschwister sind (sind auch sehr unterschiedlich in der Größe).

Was sind denn die Erfahrungen in puncto Geschwister und Charakter, oder Geschlecht und Charakter. Oder Präferenzen der Höhe des Lieblingsaufenthaltsortes?

Ich habe jedenfalls solche Unterschiede im Verhalten noch bei keiner anderen Art von Vogelspinne beobachtet (naja, hatte bisher auch nur 7 oder 8 verschiedene Arten gehalten - aber da waren die Verhaltensmuster eher halbwegs gleich).

 

[draagsalia]

Huhu!

Mal abseits vom Thema. Was ist das für Bodengrund, sieht gut aus und hat nen schönen Farbkontrast zum Tier!

Gruß, Olli!

 

[ragnar1]

Hmmm, knifflig: Das ist Material von einer sog. Lehmwand (heißt bei uns so). In manchen dieser Wände sind Bruthöhlen von Eisvögeln. Früher floß der Inn 50HM höher und war viel breiter. Da wurde z.T. puderfeines Sediment abgelagert (ähnlich wie Fesch Fesch in der Wüste), welches irgendwie zusammenbackte. Wenn man es "abbaut" fällt es zunächst wieder in Klumpen, Bröckchen und feines Material auseinander. Also letztendlich ist es pudriger als Sand aber gröber als Ton. Problem: Ich hab von Geologie KEINEN Schimmer.

Eigenschaften: Lässt sich gut festpressen und hat dann einen ganz guten Halt, so dass Höhlen nicht zusammenfallen. Zieht Flüssigkeit auf wie Löschpapier und verteilt das im kompletten Boden.

Also keine Ahnung was das ist, ist halt ein paar tausend Jahre alt und scheint sich als Bodengrund gut zu eignen.

Vielleicht sollte ich es mal recherchieren, was das genau ist. Falls es "da draußen" zufällig einer weiß, möge er es uns gerne mitteilen.

 

[draagsalia]

Kannst mir ja ne Ladung schicken. Bekomme nächste Woche auch ne P. murinus

 

[ragnar1]

Also ehrlich?? Ich kann Dir sicher ein Paket schnüren - ohne Schmarrn. Ich hab gerade rumgesucht: Vielleicht nennt sich das Zeug "Schluff". Ich trab am Wochenende nochmal ins Gelände und mach mal ein Foto von so einer Wand. Mit Bruthöhlen. ABER: Natürlich hab ich an dieser Wand nichts weggeschrubbt - sondern ein paar Kilometer weiter weg an einer Stelle, wo ein Fahrweg solch Bodenmaterial schneidet. Man sieht da halt nur ganz gut, dass die Höhlen wohl ausreichend halten.

 

[draagsalia]

Muss mal bei uns schauen. Im Nachbardorf haben wie einen 'Felsen' der sagt wie das Wetter wird. Wenn der sich dunkel färbt wirds regnen. An schönen Sommertagen ist der schneeweiß. Werd da mal hinradeln, soll ein Lehmberg sein (allerdings wohl auch Kalkhaltig). Aber vielleicht komm ich auf Dein Angebot zurück. Wobei da bestimmt einiges an Gewischt zusammenkommt!

Gruß, Olli!

 

[xuzn]

Vom Inn? Woher kommst du denn?

 

[ragnar1]

Nicht weit weg: Mühldorf

 

[betboh]

Hi Ragnar!
Also Kompliment, deine Terras sehen toll aus, kann man neidisch werden.....
Der Boden ist echt klasse! Sieht spitze aus. Glückwunsch. Echtes Glück, solch eine Lehmwand in der Nähe zu haben - hätt ich auch gern bei meinen 58 Spinnen.....
Schönen Abend noch und

 

[Cesar2]

Huhu,

sieht aus wie Spielsand, oder?
Müsste doch auch gehen, wenn man es etwas mit Lehm mischt.

EDIT: Danke für deinen Text über deine Spinnen.
Ich habe auch zwei von dieser Art.
Beide knapp 2cm KL.
Die eine rennt oft (nicht immer) Richtung Falltür wenn ich diese öffne, die Andere rast in ihre Höhle.
Beide Leben unter der Erde, haben sich aber ein schönes Gespinnst oberhalb der Erde gebaut.
Es sinf Geschwister

 

[ragnar1]

Das hatte ich auch zunächst in Überlegung: Ganz feiner Sand und den mit Ton mischen. Kann man sogar mit der Farbe variieren (weißer, gelber, schwarzer Ton). Aber mir fiel keine Lösung ein, diese beiden Materialien zu mischen. Bzw. ein Mischungsverhältnis zu finden, wo der Batz nicht einfach steinhart festbackt...
Letztendlich ist ein Bodengrund aus Schluff (so heißt das Zeug vielleicht - aber mir sagt ja keiner, wie das Zeug wirklich heißt ) ein Experiment. Bisher ganz zufriedenstellend für meine Spinnen. Werde sie jedoch in nächster Zeit (weiter) ganz genau beobachten, ob sie sich auch wirklich wohlfühlen. Was sie bisher jedenfalls tun.

 

[Rocketman]

danke, ragnar!
seit langem endlich mal wieder ein thread, der mich in allen belangen begeistert!

- ein neuling (zumindest für diese art), der sich offensichtlich bestens über die haltung und bedürfnisse, sowie das verhalten der art informiert hat.
- die familie schön ins hobby miteinbezogen
- sehr hübsche und artgerechte terrarien gezaubert
- verblüffende hilfsbereitschaft von user zu user
- ein sehr angenehmer umgangston aller
und ein mühelos lesbares und verständliches deutsch, was mir in letzter zeit in sehr vielen beiträgen fehlt.

aber genug geschleimt... :evilgrin:


zum sand: ich glaube nicht, dass der verwendete sand wirklich dem normalen spielsand gleicht. scheint mir doch etwas "pudriger" und auch heller zu sein. kommt eher der hellen walderde, oder der erde von vielen maulwurfhügeln nahe.
an flussufern kann man sowas auch recht häufig finden. (vermutlich aber genau dann nicht, wenn man ihn braucht ^^ )

zu den spinnen: p. murinus ist ja bekannt für ihr opportunistisches verhalten, was die wahl des wohnraums angeht. ich bezeichne sie gerne als "strauchbewohner" oder "buschbewohner", wofür mich andere halter aber fast steinigen. es gäbe wohl nur boden- röhren und baumbewohner und keine busch- oder strauchbewohner, auch wenn keiner der begriffe irgendwo festgelegt wurde, aber das nur am rande. ich verstehe unter einem strauchbewohner ein tier einer art, die sich sowohl am boden, in röhren und im unteren bereich von pflanzen ansiedelt. aber diese neuen begriffe werden wohl derart unterschiedlich interpretiert, so dass sie von vielen als unbrauchbar angesehen werden.
auf jeden fall ist p. murinus in allen der drei genannten zonen anzutreffen, wobei sich die meisten tiere wohl für die wohnröhre im boden entscheiden. mein tier von p. murinus wohnt am oberen rand ihres terra, in einem gespinnst, das sie sich ins geäst gebaut hat (ausreichend geeigneter bodengrund für eine wohnröhre ist aber vorhanden).

ich bin sehr gespannt, was du in einigen wochen, monaten oder jahren über das verhalten deiner drei exemplare zu berichten hast... ^^
(bitte unbedingt tun!)


meine erfahrung zu verhaltensunterschieden bei tieren aus dem gleichen kokon ist, dass man eher selten ähnliche verhaltensmuster bei "geschwistern" feststellt.
ich habe bisher mehrere "geschwistertiere" der arten holothele incei, holothele sanguiniceps, grammostola porteri, grammostola rosea, brachypelma boehmei, acanthoscurria geniculata und hysterocrates cf. gigas gepflegt und aufgezogen.
bis auf die das arttypische verhalten wie spinntätigkeit, fressverhalten und wahl des "wohnraums" gab es kaum ähnlichkeiten im verhalten der tiere.
h. incei und h. sanguiniceps haben zwar alle viel gesponnen, aber es gab sehr schreckhafte tiere und andere, die eher selbstbewusst waren. von der aggressivität, die man dieser art nachsagt, habe ich in keinem alter etwas gesehen.
brachypelma boehmei ist durchweg eher ruhig und kein stück aggressiv, aber die einen klettern eher und sind oft zu sehen, die anderen graben sich ein und leben versteckt.
bei grammostola war es ähnlich. die einen graben, die anderen klettern, manche zeigen sich oft, andere gar nicht.... usw
die geniculatas sind allesamt sehr verfressen und werden anscheinend nie satt. manche sind aber sehr ungestüm und wollen alles erbeuten, was sich bewegt und auch nur ungefähr wie beute erscheint, andere flüchten sofort, wenn man das terra oder die box öffnet. ebenso graben manche spinnen viel und verschmähen die angebotenen verstecke, andere nutzen sie und einige verstecken sich auch gar nicht.
das wachstum war bei den bisher genannten arten, bis auf holothele immer sehr ähnlich. es gab meist maximal eine haut vorsprung zu den geschwistern.
die tiere von hysterocrates cf. gigas lebten bis vor kurzem noch als gruppe zu 0.0.10 tieren zusammen und waren untereinander kein stück aggressiv. man lebte aber eher nebeneinander her, als dass irgendwelche ansätze sozialer struktur erkennbar gewesen wären. ganz selten kam es mal zu einer gemeinsamen nutzung einer gegrabenen wohnröhre (wohl eher zufällig, weil die tunnel sich kreuzten).
vor einigen monaten begannen aber einige tiere mit richtigen kämpfen, was ich zunächst für sowas wie revierkämpfe hielt, da ich auf dem informationsstand war, dass hysterocrates zur gruppenhaltung geeignet ist.
durch einige andere halter aus verschiedenen foren wurde ich dann aufgeklärt, dass das mit der gruppenhaltung wohl nicht wirklich funktioniert und eher auf ein großes platz- und nahrungsangebot und die meist jungen tiere in den geglückten versuchen zurückzuführen ist.
also habe ich die tiere dann doch vereinzelt. hierbei konnte ich bei den größeren exemplaren teilweise auch ein ziemlich aggressives verhalten feststellen (gingen beim umsetzen in drohstellung und schlugen mit den beinen nach der pinzette).
bei h. cf. gigas gibt es die deutlichsten größenunterschiede meines bestands. manche tiere sind aktuell gerade mal ca. 2cm KL, andere fast doppelt so groß. das kommt wohl u.a. daher, dass die futtertiere in der gruppe sehr ungleich verteilt wurden. manche haben sich direkt 2-3 heimchen geschnappt, andere kamen da noch nicht mal aus ihrer höhle hervor. mir wurde auch von einem halter gesagt, dass die besonders schnell wachsenden tiere mit ziemlicher sicherheit böcke sind und es deshalb eiliger haben, adult zu werden. keine ahnung ob das stimmt.


soweit mein als kurz geplanter, aber doch recht lang geratener beitrag...

 

[ragnar1]

Danke für Deine netten Worte!

Und für Deinen ausführlich informativen Beitrag. In meiner ersten Phase waren Vogelspinnen einfach nur interessant. Peinlicherweise - das muss ich gestehen - war es auch für mich interessant, VS in freier Wildbahn zu suchen und zu finden. Ist ja eigentlich doof, weil man dann durch viele Quadratmeter Wildnis trabt und alles mögliche zertrampelt. Und ich habe auch tonnenweise Steine gedreht. Auch irgendwie eine dumme Sache: Ich habe ja vor allem in den Gegenden Steine umgedreht, wo die Steine halbwegs zugänglich waren. Und das sind auch diejenigen Gegenden, die in der Nähe menschlicher Zivilisation besonders schützenswert sind.

Ich hab auch schon einige Tiere beim Umdrehen zerdrückt oder verletzt. Oder zumindest ihrer Heimstatt beraubt (auch wenn man den Stein wieder sorgfältig zurücklegt, ist das eine effektive Störung).

Tja, so war das. Nun, ein knappes Dutzend Jahre später ist es für mich anders. Ich bin ganz froh, die VS einfach nur anschauen zu können. Und bin eher am Verhalten interessiert. Bzw. daran interessiert, unterschiedliches Verhalten überhaupt wahrnehmen zu können. Vielleicht so die Idee, die EIGENEN Sinne schärfen zu wollen.

 

[Rocketman]

naja ich denke, man kann vogelspinnen in der wildnis auch treffen ohne wahrnehmbaren flurschaden anzurichten oder die tiere wesentlich zu stören. man muss nur wissen wie man sich verhalten muss oder am besten einen erfahrenen spinnenexperten haben, der einen führt.
ich will unbedingt mal VS in freier wildbahn sehen, natürlich nur wenn ich den tieren dabei nicht schade.

 

[ragnar1]

Hi

nochmal kurz zum Bodengrund meiner Murinus Terrarien. Stammt aus einer Wand, vergleichbar der fotografierten. Interessant sind neben den Bruthöhlen auch die vielen Bohrlöcher der Insekten!

 

[ragnar1]

HARRY! Hol schon mal den Wagen!

Bin ich Harry?! Nein! Ich soll bloß den Müll rausbringen. Meine Murinus bekamen gestern frische Heuschrecken aus der Wiese. Schön saftig! Und heute morgen liegt der Müll fein säuberlich vor der Frontscheibe - quasi am weitestentfernten Punkt der eigenen Behausung. Fertig zum Abholen. Futterreste der Heimchen werden als kleine, trockene Kügelchen einfach in der Nähe des Gespinstes fallen gelassen. Feuchtere Reste scheinen gerichtet transportiert zu werden.

Feuchtere Futterreste scheinen evolutorisch eher auch Fressfeinde angelockt und/oder durch mögliche Schimmelbildung das eigene Gespinst verunreinigt zu haben?

Ich nehme das jedenfalls nicht persönlich!

 

[_Kerstin_1]

Hi,

gewöhn Dich dran, Du bist nur derjenige, der Wasser nachfüllt, sprüht, Scheiben putzt und den Müll entsorgt.

Wenn die Biester meinen, lassen sie sich auch mal dazu herab und zeigen sich.

Heuschrecken von der Wiese verfüttere ich grundsätzlich nicht.

Grüsse Kerstin

 

[ragnar1]

Hi,

gewöhn Dich dran, Du bist nur derjenige, der Wasser nachfüllt, sprüht, Scheiben putzt und den Müll entsorgt.

Grüsse Kerstin

...und ich dachte, daran hätte ich mich schon gewöhnt :blush:

Beste Grüße


PS: Und warum keine Heuschrecken von der Wiese verfüttern? Welche Bedenken hast Du?

 

[_Kerstin_1]

Hallo ragnar,

ich gehe lieber auf Nummer sicher und kaufe meine Futtertiere im Geschäft, lasse sie mindestens drei Tage was Ordentliches vertilgen und verfüttere sie erst dann an meine Spinnen.

Bei Futtertieren von Draussen weiß ich nicht, ob sie eventuell Parasiten haben oder mit Pestiziden in Berührung kamen.

In den ganzen vier Jahren hatte ich nur einmal Probleme mit gekauften Heimchen. Diese zogen ihre Hinterbeine nur noch nach sich.
Hab sie komplett eingefroren und entsorgt.

Grüsse Kerstin

 

[Mercedes]

Hallo ragnar,

ich gehe lieber auf Nummer sicher und kaufe meine Futtertiere im Geschäft, lasse sie mindestens drei Tage was Ordentliches vertilgen und verfüttere sie erst dann an meine Spinnen.

Bei Futtertieren von Draussen weiß ich nicht, ob sie eventuell Parasiten haben oder mit Pestiziden in Berührung kamen.

Grüsse Kerstin

Hi,

ich seh das wie Kerstin: Ich wohne direkt an der slowakischen Grenze, und
ich weiss dass zumindest unserer "lieben Nachbarn" oft Insektengifte
versprühen da wir hier extremst viele Mücken haben (Augebiete mit vielen
Überschwemmungen).
Dass auch bei uns einiges illegal versprüht wird will ich jetz mal NICHT
unterstellen, sowas macht man ja nicht :itwasntme:.