Erfolgreiches Experiment gegen Trauerfliegen-Invasion

[Posanity]

Hallo Gemeinde,

vor einiger Zeit habe ich hier gepostet, dass ich eine Trauerfliegen-Invasion hätte. Hier wurde mir empfohlen, SF Nematoden einzusetzen. Ich habe mir einen Satz für knappe 15,00 Euro bestellt und wie empfohlen eingesetzt. Und siehe da: Bereits nach sieben Tagen waren alle Fliegen weg.

Andere empfohlen mit, Streichhölzer mit dem Kopf nach untern in die Erde zu stecken. Das würde auch helfen. Jedoch machte ich mir Sorgen, wie die anderen Mikroorganismen auf den Schwefel und der ganzen Chemie reagieren. Immerhin leben hier sowohl tropische als auch einheimische Asseln und Würmer, natürlich auch Pflanzen. Das inspirierte mich zu einem Versuch.

Ich entnahm vor der SF Nematoden-Behandlung Erde aus dem Terrarium und füllte diese in ein ausrangiertes Becken und habe neue Erde hinzugegeben. Ich habe dieses wie ein normales Terrarium eingerichtet, natürlich ohne Besatz. Aber auch Pflanzen habe ich reingesetzt und stets gut gegossen. Nach gut drei Wochen hatte ich auch hier eine fette Trauerfliegen-Invasion.

Ich habe eine gelbe Tafel (Fliegenfänger) in das Becken gehängt, damit ich abschätzen konnte, ob und wieviele Fliegen nachkommen. Jetzt habe ich drei Schachteln Streichhölzer genommen und den Inhalt in Wasser eingelegt. Die Kopfe haben sich aufgelöst und ich konnte die blanken Hölzchen einfach herausfischen. Dieses "Streichholzkopf-Konzentrat" habe ich dann mit Wasser verdünnt und damit das Terrarium gegossen.

Die Spannung war entsprechend groß. Aber: Bereits nach drei Tagen kamen kaum noch Fliegen nach. Nach einer Woche war der Spuk bereits rum. Ich habe noch eine Woche gewartet und dann etwas Erde aus dem Becken genommen und untersucht. Zu meiner Freude gab es nach wie vor lebende! tropische und einheimische Asseln und Würmer. Auch die Pflanzen haben sich nur dahingehend verändert, dass sie gewachsen sind. Unter dem Mikroskop konnte ich feststellen, dass es nur so kreucht und fleucht, was die Mikroorganismen betrifft.

Ich werde dennoch das Becken für eine ganze weile stehen lassen, um zu sehen, ob doch noch Fliegen nachkommen, bzw. ob es Spätfolgen gibt. Ich werde berichten.



Habt ihr schon einmal einen ähnlichen "Selbstversuch" gewagt?

LG
Matthias

 

[mA|tRIX]

Hi.

Ich find das echt super das du das gemacht hast.

Ich hoffe das es weiterhin so gut läuft und die Organismen weiterleben.

Dann hätten wir nämlich ein sehr gutes Mittelchen.

Danke

 

[Flecki68]

Hallo,
tolle Sache .
Haben sich die Sreichholzköpfe komplett aufgelöst,
oder waren da noch Schwefelstückchen im Wasser ?


Gruß
Matthias

 

[Posanity]

Hi zusammen,

die Streichholzköpfe haben sich komplett abgelöst. Ich habe die im Wasser liegenden Streichhölzer vor Entnahme noch mal kräftig umgerührt. Die Hölzer selber waren dann total blank und das Wasser war rosa gefärbt. Im Wasser haben sich auf dem Grund einige Krümelchen abgesetzt. Aber durch weiteres kräftige rumrühren haben die sich auch aufgelöst.

Ich weiß natürlich nicht, ob die Zusammensetzung der Streichholzköpfe bei jedem Herstellern gleich ist oder ob diese sich von den chemischen Bestandteilen unterscheiden...?

Für mich ist einfach nur verblüffend, warum das ausgerechnet die Trauerfliegenlarve abtötet, aber nicht die anderen Organismen?

Gibt es hier einen "Chemie-Zoologen" der mir das erklären kann?

LG
Matthias

 

[janet2]

Hi Matthias,

danke für Deinen Versuch! Genauso müssts immer laufen ... die Leute machen sich über neue Sachen Gedanken, probieren logisch aus und posten dann ihre Erfahrungen.

Thxl!

Grüssle
janet

 

[uki1307]

Hallo Matthias,

ganz lieben Dank für Deinen Bericht :rock:.

Ich find's super, dass Du experimentierst und Deine Ergebnisse mit uns teilst :yes:.

Wie Janet schon schrieb: so sollte es sein!

 

[Dieter K]

Hallo Matthias,
vielen Dank für Deinen "Selbstversuch"! Da ich momentan ebenfalls eine Trauermückenplage habe, die mit konventionellen Mitteln nicht mehr in den Griff zu bekommen ist, bin ich natürlich an solchen Erfahrungen sehr interessiert!

Nun hätte ich allerdings noch einige Fragen:
1. Deine Anmerkung zwecks der Marke hallte ich für nicht so abwegig, welche Marke war es bei Dir?
2. In wieviel Wasser hast Du die Streichhölzer eingeweicht?
3 Wie war anschließend die Mischung? Sprich auf wieviel Liter würde die Brühe verdünnt?
4. Wie hast Du gegossen? Flächig oder punktuell?
Nun mal an alle, was meint Ihr, dank Matthias Versuch wissen wir, die Bodenlebewesen werden nicht in Mittleidenschaft gezogen. Aber könnte es negative Auswirkungen auf unsere Spinnen haben?

 

[Posanity]

Hi,

zu 1.
Das war von der Marke "ja".

zu 2.
Ein enges Wasserglas, damit ich die Hölzer mit dem Kopf nach unten senkrecht einfüllen konnte, ohne dass diese sich beim Einfüllen des Wassers umdrehen konnten.

zu 3.
Nicht ganz ein Liter Lösung. Es ist ein kleines Becken. Habe auch nicht alles verwendet. Wollte ja keinen Sumpf im Terri haben.

zu 4.
Ich habe es mit einer kleinen Gießkanne mit Zotte ganzflächig gegossen.

LG
Matthias

 

[Dieter K]

Hi Matthias,
nochmals vielen Dank für die Infos, dann werde ich mir auch so ein Gebräu ansetzen! :devil:

 

[terrandi]

Hi,
Sicherheitszündhölzer haben in der Regel die gleichen Bestandteile:
Eine herkömmliche Zusammensetzung für einen Zündholzkopf entspricht der folgenden Formulierung:
Sauerstoffträger: Kaliumchlorat 28 bis 62 Gew.%
Brennstoff: Schwefel oder Phosphorsulfid 2 bis 7 Gew.%
Bindemittel: reine Gelatine oder mit Zusätzen 8 bis 18 Gew.%
Füllstoffe: siliciumhaltige oder organische Stoffe 15 bis 25 Gew.%
Zusatzstoffe: Katalysatoren, Pigrmente, Färbemittel (darunter Kaliumdichromat und Zinkoxid) 0,5 bis 25 Gew.%
Schwefel wird bei Sicherheitszündhölzern und Phosphorsulfid bei den "strike-anywhere" Zündhölzern verwendet.
Die heutigen Zündhölzer sind weder für den Benutzer noch für das Produktionspersonal giftig.
Ich denke, dass das Chlorat für die Biozide Wirkung verantwortlich ist, mal sehen, ob ich noch was drüber finde, irgendwo habe ich noch ein sicherheitsdatenblatt rumfliegen...
Grüße, andi

 

[Posanity]

Hi Matthias,
nochmals vielen Dank für die Infos, dann werde ich mir auch so ein Gebräu ansetzen! :devil:

Hi,

toi, toi, toi. Ich hoffe, es verläuft bei dir so wie bei mir. Dein Bericht würde sicherlich nicht nur mich interessieren.

Gruß
Matthias

 

[Posanity]

Hi,
Sicherheitszündhölzer haben in der Regel die gleichen Bestandteile:
Eine herkömmliche Zusammensetzung für einen Zündholzkopf entspricht der folgenden Formulierung:
Sauerstoffträger: Kaliumchlorat 28 bis 62 Gew.%
Brennstoff: Schwefel oder Phosphorsulfid 2 bis 7 Gew.%
Bindemittel: reine Gelatine oder mit Zusätzen 8 bis 18 Gew.%
Füllstoffe: siliciumhaltige oder organische Stoffe 15 bis 25 Gew.%
Zusatzstoffe: Katalysatoren, Pigrmente, Färbemittel (darunter Kaliumdichromat und Zinkoxid) 0,5 bis 25 Gew.%
Schwefel wird bei Sicherheitszündhölzern und Phosphorsulfid bei den "strike-anywhere" Zündhölzern verwendet.
Die heutigen Zündhölzer sind weder für den Benutzer noch für das Produktionspersonal giftig.
Ich denke, dass das Chlorat für die Biozide Wirkung verantwortlich ist, mal sehen, ob ich noch was drüber finde, irgendwo habe ich noch ein sicherheitsdatenblatt rumfliegen...
Grüße, andi

Hi,

wow, ich wusste gar nicht, dass man soviel über Streichhölzer referieren kann! :evilgrin:

Nein, Spaß bei Seite. Jetzt bin ich auch wieder etwas schlauer. Vielen Dank für die Info.

Das hier grenzt nicht nur, sondern ist Teamwork!!! :yes:

Gruß
Matthias

 

[*E*]

Hallo Dieter und andere Versuchsteilnehmer,

versucht doch mal den pH-Wert des Bodens vor und nach der Behandlung zu ermitteln. Dafür braucht man nur die normalen Teststreifen und etwas destilliertes Wasser.

Es gab mal Untersuchungen im Hinblick auf Bodenversauerung / "saurer Regen" und deren Einfluss auf die Bodenfauna.

Soweit ich mich erinnern kann wurde u.a. für Trauermücken bei Veränderungen des pH-Wertes, je nach Art und Standort, sowohl Zunahmen als auch Verringerungen der Individuenzahlen festgestellt.




VG
Steffen

 

[Dieter K]

Hallo,
das Gebräu ist angesetzt. Bei mir haben die Zündhölzer ("ja" von Rewe) einen blauen Kopf. Ich denke Andi hat recht mit seiner Analyse, es werden doch wohl nur unterschiedliche Farbstoffe bei gleicher Zusammensetzung sein.
@Steffen: vielen Dank für den Tip, die Teststreifen liegen bereits parat. Ich denke ich werde am Wochenende einen Versuch in meinem Asselterrarium machen (an meine Spinnenterrarien traue ich mich noch nicht ran) und Euch dann von eventuellen ph-Wert Veränderungen berichten.

Da fällt mir gerade noch was ein: Ich habe im Spinnenraum auch diverse Blumentöpfe stehen, in denen ich Terrarienpflanzen nachziehe. Bei Berührung haben sich regelrechte Wolken von Trauermücken erhoben. Anfang der Woche habe ich in jeden Topf ein Streichholz gesteckt und die Plage ist in den Töpfen fast verschwunden. Ich gehe darum davon aus, daß sich die "wirksamen Bestandteile" des Streichholzkopfes auch so im Boden ausbreiten. Sollte das so sein, würde auch eine punktuelle Behandlung des Substrats mit der "Brühe" ausreichend sein.

 

[gdas]

Hi
+ Danke für den Threed hab das Problem auch
mfg

 

[Dieter K]

Hallo,
hier mal ein kurzer Zwischenbericht: Ich habe nun, wie von Steffen angeregt, einige ph-Tests gemacht.
Es wurden Proben aus 4 Terrarien genommen, überall wurde das gleiche Substrat verwendet (billige Blumenerde von Dehner) und auch überall das gleiche Messergebnis: einen ph-Wert von 5, also leicht sauer.
Die "Brühe" brachte einen Wert von 7, wobei es zu Verfärbungen durch den aufgelösten Farbstoff kam. Weil ich dazu noch normales Leitungswasser zum Ansetzen nahm, habe ich das Gleiche mit 1 Streichholz und destiliertem Wasser durchgeführt, der Wert war identisch.
Ich werde morgen mal die "Brühe" giesen und dann wieder messen. Allerdings habe ich nach einigem googeln in diversen Gartenforen folgende Vermutung: Billige Blumenerde hat meist einen ph-Wert von etwa 5, im Gegensatz von teurerer Blumenerde mit einem Wert von 7. Allgemein wurde geschrieben, daß das Trauermückenproblem bei der teureren Blumerde nicht oder nicht so stark aufkommt. Steffen hat also vermutlich recht, wenn er diese Invasionen mit dem ph-Wert in Verbinding bringt.

 

[Posanity]

Hallo zusammen,

ich habe heute nachmals Erde aus meinem Test-Terrarium genommen. Nach wie vor steckt sie voller Leben! Selbst die Pflanzen wachsen bestens. Ich finde fast schneller. Kann aber auch mit dem Standort zu tun haben, da sie viel Tageslicht bekommen.

Einzig auf einer Stelle, an der es immer sehr feucht ist, hat sich Schimmer gebildet. Aber die einheimischen Kellerasseln fallen bereits darüber.

Alles im ganzen ein bis dato gelungenes Experiment!

LG
Matthias

 

[Dieter K]

Hallo Leute,
ich denke es ist wieder mal Zeit für einen Zwischenbericht. Leider habe ich mit der "Brühe" nicht den Erfolg gehabt wie Matthias. Allerdings lag dies nicht Matthias Rezeptur! Ich habe meine "Giesbrühe" zu sehr verdünnt ( habe die Angabe von Matthias nicht richtig gelesen- wer lesen kann ist klar im Vorteil). Allerdings zeigte bereits auch diese Brühe Wirkung: Die Trauermücken haben etwas nachgelassen. Was ein Teufelsgebräu ergibt ist die Verbindung von Matthias Rezept und Neudemück von Neudorff: Das Neudorff Profi-Portal: Neudomück
Hier mal der Preis: Stechmückenfrei Neudorff
Ich werde auf jeden Fall mit beiden Mitteln weiterprobieren. Negative Auswirkungen auf meine Spinnen/ Asslen konnte ich bisher nicht feststellen.

 

[Posanity]

Hey!

Aufpassen bei dem chemischen Gebräu: Nicht das dir das Terri dann um die Ohren fliegt! :evilgrin:arty:

LG & schönen Sonntag

Matthias

 

[*E*]

Hallo,

Die "Brühe" brachte einen Wert von 7, wobei es zu Verfärbungen durch den aufgelösten Farbstoff kam.

Ich hätte aufgrund des Schwefels bzw. des Sulfids eher einen leicht sauren pH-Wert erwartet. Aber so kann man sich täuschen, die Anteile sind offenbar zu gering.
Ob diese neutrale Lösung zu einer ausreichenden Veränderung des pH-Wertes im Boden führt, ist für mich noch offen.
Meine Vermutung sehe ich damit auch nicht bestätigt.

Jedoch sollte man auch den Hinweis von Andi dabei nicht vergessen.

Sauerstoffträger: Kaliumchlorat 28 bis 62 Gew.% ...

...Ich denke, dass das Chlorat für die Biozide Wirkung verantwortlich ist, mal sehen, ob ich noch was drüber finde, irgendwo habe ich noch ein sicherheitsdatenblatt rumfliegen...

Das Kaliumchlorat ist u.a. als;
- "Gesundheitsschädlich beim Einatmen und Verschlucken" und
- "Giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben"
eingestuft.




VG
Steffen