Beginn mit Produktion der Eier zu welchem Zeitpunkt??

[murphy der 1.1]

Hallo zusammen
wann fängt eine Vogelspinne mit der Produktion der Eier an?
Fängt sie an die Eier zu produzieren wenn die Gegebenheiten (Klimatische Bedingungen) passen, oder produziert sie die Eier schon vorher und wartet mit der Eiablage auf den 'richtigen' Moment? Wenn letzteres der Fall sein sollte, was geschieht mit den Eiern, wenn es nicht zur Eiablage kommt?
Da es ja auch zu Scheinkokons kommen kann, ist meine Frage was ist der Auslöser für einen solchen?
Die VS die verpaart wurden und keinen Kokon bauen, kann man dann von ausgehen, dass sie nicht artgerecht gehalten werden, oder sich nicht 'wohl' fühlen? Wildfänge sollen ja des öfteren kurz nach ihrer Ankunft im neuen Heim teilweise mit einem Kokonbau anfangen, liegt es daran, weil der Transport so sressig war, dass sie jetzt die ruhige und 'sichere' Zeit nutzen um einen Kokon zu bauen? Wenn dieses so ist, dann ließe sich der Kokonbau ja evtl. durch etwas Streß vielleicht herbeiführen. Teilweise hört man ja die Ratschläge wie "....man soll sein Tier nach der Verpaarung etwas kühler oder feuchter halten....." und nach einem gewissen Zeitraum wieder auf die Standardwerte zurückgehen. Ist dieses so weil der VS somit eine schlecht Wetterzeit simuliert wird, und sie danach mit dem Kokonbau anfängt, weil sie weiß, die 'schlechte' Jahreszeit sei vorbei?
Leider steht im 'Foelix' auch nichts zu diesem Thema drin :?: :?:
Schöne Grüße und vielen Dank im voraus
Marc

 

[Boris Striffler]

Hallo Marc,

da man kaum ein wirklich konstantes Klima in der Natur findet, wie z.B. tags wie nachts 25°C ohne jegliche Schwankung, sondern immer zumindest Tag- und Nachtschwankungen hat. Diese schwanken dann meist auch noch ein wenig übers Jahr, wie beispielsweise durch Regenzeit(en).
In den ca. 20 Jahren, in denen ich Vogelspinnen halte, habe ich bis jetzt noch keinen Scheinkokon beobachten können. Dies hängt vielleicht damit zusammen, daß ich meine Spinnen nicht prall voll stopfe und sie nur "ausnahmsweise" mal 27-30°C halte (im Sommer, wo es ohnehin wärmer ist). Dagegen konnte ich schon bei einigen Brachypelma-Arten beobachten, daß definitiv Eier gebildet wurden, diese aber trotz Befruchtung nah einiger Zeit wieder resorbiert wurden.
Zum anderen findet man Wildfänge, die schon in den eigentlich viel zu kleinen Transportbehältern ihren Kokon bauen. Dies könnte mit den Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck Schwankungen, konnte bis jetzt aber nicht zufriedendstellend geklärt werden. Weiterhin ist zu beobachten, daß "Neuzugänge" nach kurzer Zeit im neuen Zuhause ebenfalls beginnen Kokons zu bauen. Dies ist sicher auf das erhöhte und konstante Futterangebot zurückzuführen, denn in der Natur kann es auch vorkommen, daß die Spinnen mal einige Tage kein Futter finden.

Im Habitat mancher Arten, wie z.B. bei einigen nordamerikanischen Vogelspinnen, hat man ein deutliches Jahreszeitenklima, wo die Temperatur im Winter schon mal nahe oder unter den Gefrierpunkt fallen. In dieser Zeit ziehen sich die Spinnen dann in ihre Wohnröhren zurück und machen quasi eine "Winterpause". Sobald es dann wieder wärmer wird, werden sie aktiv, haben ein ausreichndes Futterangebot und fangen an einen Kokon zu bauen.
Da man die Tiere ja normalerweise im Zimmer hält, "simuliert" man die Jahreszeiten, oder zumindest den Winter, durch das Absenken der Temperatur, Trockenfallenlassen der Terrarien und weniger Füttern für einige Wochen. Danach "fährt" man dann die Temperatur wieder auf das Normalmaß hoch, läßt es regnen und bietet wieder ausreichend Futter an.


Viele Grüße,
Boris

Hier eine Auswahl an Literatur zum Verhalten von Aphonopelma chalcodes

MINCH, E. W. 1978. Daily activity patterns in the tarantula Aphonopelma chalcodes Chamberlin. - Bulletin of the British Arachnological Society 4 (5): 231-237.
MINCH, E. W. 1979. Annual activity patterns in the tarantula Aphonopelma chalcodes Chamberlin (Araneae: Theraphosidae). - Novitates Arthropodae 1 1-34.
MINCH, E. W. 1979. Burrow entrance plugging behaviour in the tarantula Aphonopelma chalcodes Chamberlin (Araneae: Theraphosidae). - Bulletin of the British Arachnological Society 4 (9): 414-415.
MINCH, E. W. 1979. Reproductive behaviour of the tarantula Aphonopelma chalcodes Chamberlin (Araneae: Theraphosidae). - Bulletin of the British Arachnological Society 4 (9): 416-420.

 

[murphy der 1.1]

Hallo Boris,
erstmal besten Dank für Deine Antwort.
Ein guter Kumpel von mir hatte kürzlich einen Scheinkokon, jedoch war das Tier nicht überfüttert oder gestopft, bleibt die Frage ob es damit zusammen hängt. Meines Wissens nach sind einige VS Arten 'anfälliger' was Scheinkokons betrifft.

..... diese aber trotz Befruchtung nach einiger Zeit wieder resorbiert wurden.

Der Ausdruck 'resorbiert' ist mir leider nicht geläufig, heißt es soviel wie zurückgebildet?
Ob eine erhöhte und konstante Menge an Futter einen Kokonbau begünstigt, kann ich mir schon vorstellen, allerdings gibt es ja auch öfters Verpaarungen wo die Tiere danach auch gut gefüttert werden und trotzdem gibt es keinen Kokon :?:
20 Jahre VS Erfahrung sind bestimmt klasse, darf ich fragen was für Gattungen Du momentan hälst?
Danke im voraus.
Schöne Grüße
Marc

 

[Boris Striffler]

Hallo Marc,

genau, resorbiert, heißt zurückgebildet oder besser wieder aufgenommen. Zum Kokonbau habe ich bis jetzt beobachten können, daß es bei den meisten Spinnen Paarungszeiten gibt, wo es einfach besser klappt mit der Verpaarung und dem anschließenden Kokonbau. Allerdings kann man bei den meisten Arten die Chance auf Kokonbau durch die oben beschriebene "Simulation" von Jahreszeiten begünstigen.
Da Vogelspinnen keine Maschinen sind gibt es natürlich immer Ausnahmen, wie z.B. die Spinne Deines Kumpels. Allerdings wurden Scheinkokons häufig im Zusammenhang mit sehr großem Futterangebot beobachtet.

Zu meinen Vogelspinnen-Gattungen, habe in der Zeit eigentlich mal alle der "gängigen" und einige "seltenere" Gattungen gehalten. Anfangs waren es die typischen Anfängerarten, wie B. albopilosum oder Grammostola grossa (letztere habe ich mehr als 16 Jahre gepflegt). Daneben habe ich aber schon früh Arten, wie Pterinochilus murinus oder Ceratogyrus darlingi bekommen. Wenn man weiß, daß die Tiere "etwas" hektischer sind, dann stellt man sich darauf ein und ist eben etwas vorsichtiger. Bei einer P. murinus ist das sicher kein Problem, wenn das Tier sich bei der kleinsten Störung so erregt, daß es sich auf dn Rücken legt und wild in die Luft beißt.
Heute habe ich hauptsächlich Poecilotheria und noch einiges an anderen Gattungen, die ich aus Sammlungsauflösungen bekommen habe oder interessant vom Verhalten sind.

Viele Grüße,
Boris

 

[murphy der 1.1]

Hallo Boris,
danke für die Antwort.
Von den 'besseren' Paarungszeiten habe ich auch schon gehört.
Ja, die Pterinochillus sind schon gut drauf, das kann man wohl nicht anders sagen :lol:
Schöne Grüße und viel Erfolg weiterhin.
Marc

 

[ophanim]

Sauber, ich habe jetzt innerhalb einer Woche zwei Scheinkokons bekommen. Einen von meiner P.irminia und einen von meiner B. albopilosum.
Zuviel gefüttert habe ich sie eigentlich nicht. Habe vor 2 Wochen angefangen die Temperatur wieder zu erhöhen. Könnte vielleicht daran liegen!?

 

[murphy der 1.1]

Hallo,
da es sich um 2 Kokons handelt, wird es mit Sicherheit an der Klimaveränderung liegen. Wahrscheinlich so nach dem Motto "....die kalte Zeit ist vorbei, da kann man ja einen Kokon bauen....."
Ein Kumpel von mir hat letztes Jahr im August seine T. blondi verpaart, die hat letzte Woche einen Kokon gebaut 8O
Gut Ding will Weile, oder wie heißt das? :?
Schöne Grüße
Marc